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4. Dezember 2001

 

Rede von Premierminister Scharon an die Nation

 

Premierminister Scharon hat sich gestern (3.12.2001) in einer Rede an die Nation gewandt. Sie hat folgenden Wortlaut:

B�rger Israels!

Zuerst m�chte ich in meinem Namen und im Namen der Regierung den Familien der Ermordeten mein Beileid aussprechen und den vielen Verletzten, die sich noch in  den Krankenh�usern befinden, eine schnelle Genesung w�nschen.

Ich bin heute nach einem Gespr�ch mit Pr�sident Bush aus den Vereinigten Staaten zur�ckgekehrt. Der Pr�sident bat mich, dem israelischen Volk sein Mitgef�hl und aufrichtiges Beileid auszudr�cken. Er versicherte mir, dass die Vereinigten Staaten ein wahrer Freund und Partner des Staates Israel sind. So wie in Zeiten des Friedens, stehen Israel und die Vereinigten Staaten auch heute Seite an Seite in ihrem gemeinsamen Kampf gegen den Terror.

B�rger Israels!

Wir haben viele Kriege gef�hrt und wir haben sie alle gewonnen. Wir haben unsere Feinde besiegt und wir haben Frieden geschlossen. Wir haben zum Schwert gegriffen - und wir haben die W�ste zum Bl�hen gebracht. Wir haben St�dte errichtet, Industrien gegr�ndet und eine Landwirtschaft aufgebaut. Wir haben aus dem Staat Israel ein Vorbild und ein Symbol f�r andere Staaten in der Welt gemacht.

Wir setzen dieses Werk tagt�glich fort und werden nie damit aufh�ren. Nie.

Ein Krieg wurde uns aufgezwungen. Ein Terrorkrieg. Ein Krieg, der t�glich unschuldige Opfer fordert. Dieser Terrorkrieg wird systematisch und in organisierter Form gef�hrt.

Fragt ihr mich nach dem Ziel dieses Krieges, antworte ich: Diejenigen, die diesen Terrorkrieg f�hren, die Terroristen, ihre Helfer und Drahtzieher sowie diejenigen, die ihnen erm�glichen, ihre Aktionen in aller Ruhe und ungest�rt durchzuf�hren, beabsichtigen nichts anderes, als uns von hier zu vertreiben. Ihr Ziel ist, uns in v�llige Verzweiflung zu bringen, damit wir unsere Hoffnung und die uns leitende Vision verlieren, �ein freies Volk in unserem Lande Zion und Jerusalem� zu sein.

B�rger Israels - das wird nicht geschehen.

Es gibt kein Volk in der Welt, das so viel Reife und Durchhalteverm�gen bewiesen hat. Ich bin stolz, Teil dieses Volkes zu sein. Ich bin mir bewusst, dass wir auch in anderen Lebensbereichen mit Schwierigkeiten konfrontiert sind, doch auch hier zeigen wir Integrit�t und St�rke.

Die Terroristen haben bereits verstanden, dass sie nicht erfolgreich sein werden. Sie haben bereits verstanden, dass unsere Nation st�rker und unser Widerstandswille fester ist, als sie sich jemals vorstellen konnten. Deshalb fahren sie fort, Kinder, Jugendliche, M�nner und Frauen, B�rger Israels und anderer L�nder, abzuschlachten, nur des T�tens und des Mordes willen.

Und ich sage Euch von dieser Stelle aus, vom vereinigten Jerusalem, der ewigen Hauptstadt des j�dischen Volkes. Ich sage es Euch und all denen, die in der ganzen Welt zuh�ren. Wer sich �ber uns erhebt, um uns zu t�ten, dessen Blut wird an seinen H�nden kleben. 

Wir werden uns so wie die Vereinigten Staaten verhalten, die mit ihrer ganzen Macht einen Krieg gegen den internationalen Terrorismus f�hren. Wir werden dies mit unserer ganzen Kraft, unserer ganzen Entschlossenheit und allen bisher eingesetzten sowie neuen, uns zur Verf�gung stehenden Mitteln tun.

Schenkt keinen falschen Prophezeiungen Geh�r und lasst Euch nicht von Versprechen, dass es unmittelbare Erfolge geben werde, in die Irre f�hren. Dieser Kampf wird nicht leicht, dieser Kampf wird nicht kurz sein, doch wir werden ihn gewinnen.

Israel beginnt keine Kriege. Dieser Terrorkrieg  - wie die Kriege der Vergangenheit - wurde uns aufgezwungen. Wir wissen, wer ihn uns aufgezwungen hat. Wir wissen, wer die Schuld tr�gt. Wir wissen, wer verantwortlich ist.

Arafat ist f�r alles verantwortlich, was hier passiert. Arafat hat eine strategische Wahl getroffen, als er sich entschied, den Weg des Terrors zu beschreiten, durch Mord politische Gewinne zu erzielen und zuzulassen, dass unschuldige B�rger erbarmungslos umgebracht werden.  

Lange hat die Welt nicht erkannt, wof�r Arafat steht, doch in letzter Zeit ist es in dieser Hinsicht zu einer bedeutenden Ver�nderung gekommen. Unsere Haltung st��t auf mehr Verst�ndnis. Alle beginnen, den wahren Arafat zu entdecken.

Arafat ist das gr��te Hindernis f�r Frieden und Stabilit�t im Nahen Osten. Wir haben dies in der Vergangenheit gesehen, erkennen dies heute und leider wird auch die Zukunft hier keine Ver�nderung bringen. Doch Arafat wird diese Regierung nicht t�uschen. Diesmal wird ihm das nicht gelingen.

Das pal�stinensische Volk muss wissen: Die Pal�stinenser sind die Hauptopfer dieser Situation, in die sie Arafat gebracht hat.

Und ich sage Euch: Wir werden die f�r den Terror verantwortlichen T�ter verfolgen. Wir werden sie jagen, bis wir sie fassen und sie werden den Preis f�r ihre Taten bezahlen.

Ich habe heute unmittelbar nach meiner R�ckkehr eine Sondersitzung der Regierung einberufen, an der auch die Spitzen der Sicherheitskr�fte teilnehmen werden. Diese Sitzung wird in wenigen Minuten beginnen. Wir werden bei dieser Gelegenheit Beschl�sse �ber eine Erweiterung unseres Kampfes gegen den Terror fassen.

Dies ist nicht der Ort, um diese Wege zu diskutieren. Ich bin sicher, dass die Tragweite der heute zu fassenden Beschl�sse eine Sondersitzung der gesamten Regierung erforderlich macht.

Ich stehe an der Spitze einer Regierung der Nationalen Einheit. Wir befinden uns heute in einer Zeit des Notstands und in solchen Zeiten ist eine Regierung der Nationalen Einheit, welche die gesamte israelische �ffentlichkeit vertritt, von allergr��ter Bedeutung.

Vereint werden wir uns allen kommenden Herausforderungen stellen.

 ï¿½ 2001 Botschaft des Staates Israel in der Bundesrepublik Deutschland

 

 

Die Wochenzeitschrift "Die Zeit" hat ein interessantes Interview mit dem israelischen Premierminister Ariel Scharon gef�hrt. Wir danken der Wochenzeitschrift f�r die Genehmigung zum Abdruck. Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung des Verlages.



N A H O S T

"Das ist Arafats letzte Chance"

Israels Premierminister Ariel Scharon �ber seinen Erzfeind, den Terror und die Zukunft eines Pal�stinenserstaates. Ein ZEIT-Gespr�ch

Von Josef Joffe
Scharon und Arafat

Ariel Scharon, seit Anfang 2001 Ministerpr�sident Israels, empfing die ZEIT in seinem Amtssitz in Jerusalem, einem massiven Steinquader, der neben dem Parlament liegt. Der Farmer und ExGeneral, 73, redet mit Witz und Ironie, kehrt aber immer wieder zu dem einen Thema zur�ck: Jassir Arafat. 1982 hat Scharon den Pal�stinenserf�hrer mit seinem Durchmarsch nach Beirut ins tunesische Exil vertrieben. Doch seit 1994 ist Arafat Pr�sident eines pal�stinensischen Protostaates. Das Gespr�ch mit Scharon, sein erstes Exklusivinterview mit der deutschen Presse als Regierungschef, liest sich stellenweise wie ein Dialog mit seinem ewigen Widersacher, den er als "M�rder" verketzert, dem er aber auch h�fliche Festgr��e zum Ramadan entboten hat

 

DIE ZEIT: Sie haben Jassir Arafat k�rzlich als "gr��tes Hindernis f�r den Frieden in Nahost" bezeichnet, ihm auch "Irrelevanz" bescheinigt. Wird ohne Arafat der Frieden florieren?

Ariel Scharon: Der Vorsitzende hat sich selbst zur Irrelevanz verdammt, weil er nicht die strategische Entscheidung getroffen hat, den Terrorismus zu bek�mpfen. Er hat sich im Gegenteil f�r eine Strategie des Terrors entschieden, obwohl er in Camp David (im Sommer 2000) mehr von Barak bekommen hat als je von einem anderen israelischen Premier zuvor - oder je bekommen wird, auch nicht von mir. Aber er hat nicht nur eine Strategie, sondern auch eine Koalition des Terrors aufgezogen ...

ZEIT: ... wie das?

Scharon: In der Vergangenheit haben Dschihad, Hamas, PFLP, Hizbullah im Libanon den Terror betrieben. Jetzt aber haben wir es mit einem neuen Ph�nomen zu tun. In der Koalition finden sich auch Mitglieder der Pr�sidentengarde Force 17, die Tanzim (ein milit�rischer Arm der Fatah-Bewegung, d. Red.), die voll unter der Kontrolle Arafats stehen. K�nnen Sie sich die Sicherheitskr�fte des deutschen Kanzlers als Teil einer Terrortruppe vorstellen?

Im vergangenen Jahr gab es auf israelischer Seite 240 Tote und 2329 Verletzte - insgesamt 10 300 Akte des Terrors. Etwa 40 Prozent der Opfer wurden durch Kr�fte verursacht, die dem direkten Befehl Arafats unterstehen.

ZEIT: Wenn aber in dieser Lesart Arafat im Zentrum des Terrors steht, wie soll er dann den Terror kontrollieren, wie Sie es von ihm fordern?

Scharon: Arafat handelt nur unter Druck - und wenn er international isoliert ist. Nicht nur ist er das gr��te Friedenshindernis. Er ist auch verantwortlich f�r die elenden Lebensbedingungen des pal�stinensischen Volkes. Ich habe zweimal mit Arafat gesprochen und ihm klar gesagt, dass ich unterscheiden will zwischen den gew�hnlichen Leuten und den Terroristen. Und wenn er nicht den Terror bek�mpft, w�rden wir es tun.

ZEIT: Aber hier entsteht ein Widerspruch: Wie k�nnen Sie von Arafat erwarten, dass er die Terrorgruppen bek�mpft, wenn Sie gleichzeitig seine Machtmittel, also seine Polizeikr�fte attackieren?

Scharon: Das ist kein Widerspruch. Erstens greifen wir St�tzpunkte der Force 17 und der Tanzim an, die Teil der Terrorstrategie sind. Sie sind unsere Feinde, gegen die wir vorgehen m�ssen. Sie k�nnen doch von uns nicht erwarten, dass wir Kr�fte wie die Fatah in Ruhe lassen, die sich auch noch, wie gerade geschehen, zum j�ngsten Terrorangriff bekennen. Wenn M�rserangriffe aus Gaza kommen, werden wir direkt darauf antworten. Sie m�ssen wissen, wer in Gaza f�r die Produktion von M�rsern verantwortlich ist: Rasid Dschabali, der Chefinspektor der pal�stinensischen Polizei. Wir haben sein Hauptquartier zerst�rt, weil just dort die M�rser und die Munition produziert werden.

ZEIT: Wenn Arafat "irrelevant" ist, haben Sie dann einen anderen Partner?

Scharon: Es gibt andere, die pragmatischer sind. Die haben sehr wohl verstanden, dass Arafat sie in eine Sackgasse gef�hrt hat. Von denen, die sich keineswegs zu Zionisten gemausert haben, k�nnte man sehr wohl erwarten, dass sie ...

ZEIT: ... sind das die anderen Partner f�r den Frieden?

Scharon: Hier und jetzt? Nein, noch nicht. Das ist nicht einfach f�r sie, jetzt aufzustehen und ihren Kopf rauszustrecken. Solange jedermann in Europa wiederholt, dass er in Arafat den einzigen F�hrer sieht, wird das f�r diese Leute noch schwerer.

ZEIT: Wissen Sie, wer diese Pragmatiker sind?

Scharon: Nat�rlich. Nur will ich es denen nicht noch schwerer machen, indem ich sie beim Namen nenne.

ZEIT: Einer Ihrer Minister, Ephraim Sneh, behauptet, das "Irrelevanz"-Etikett m�sse nicht ewig an Arafat kleben. Was m�sste Arafat denn tun, um wieder "relevant" zu werden?

Scharon: Ich glaube nicht an Worte und Erkl�rungen. Wir haben die Nase voll davon. Arafat hat so oft geschworen und so oft seine Gel�bde gebrochen. Das ist also eine hypothetische Frage.

ZEIT: Sie k�nnten aber sehr wohl sagen: Wenn er das und das tut, werden wir zum Beispiel unsere Panzer aus Ramallah zur�ckziehen, die Arafats Hauptquartier umzingelt haben.

Scharon: Lassen Sie uns �ber Ramallah reden. Dort h�lt Arafat regelm��igen Kontakt zum Befehlshaber der PFLP, die veranwortlich ist f�r die Ermordung unseres Minister Ze'evi. Wir werden erst nachlassen, wenn diese Leute von der PFLP bestraft worden sind. Das m�ssen Sie verstehen. Arafat wird sich so lange nicht frei bewegen k�nnen, bis Gerechtigkeit geschehen ist.

ZEIT: Er bleibt also praktisch in seinem Hauptquartier eingesperrt? Er kann sich nicht mehr vom Fleck r�hren?

Scharon: Wie k�nnte er? Arafat hat jetzt viel zu tun. Er muss die Drahtzieher verhaften, verh�ren ...

ZEIT: ... und solange er das nicht tut, bleibt er unter Arrest?

Scharon: Er kann sich nicht bewegen, solange diese Leute nicht im Gef�ngnis sind. Das ist in seinem ureigenen Interesse. Au�erdem: Warum hat denn das Kabinett entschieden, dass sich Arafat selbst irrelevant gemacht hat? Wie sagt man das auf Englisch? Ach ja, das war der Stohhalm, der dem Kamel das R�ckgrat gebrochen hat. Wie sagen Sie das auf Deutsch, bei Ihren Kamelen ...?

ZEIT: Wir nennen es den Tropfen, der das Fass zum �berlaufen brachte.

Scharon: (lacht) Das Bierfass, richtig? Wir wussten, dass die Pal�stinenser diesen Bus attackieren w�rden - nur nicht, wo und wann (es geschah Anfang Dezember in Haifa, d. Red.). Wir haben dem amerikanischen Unterh�ndler Zinni, dann Arafat die Namen und die Details gegeben. Er hat absolut nichts getan. Das hat ihn irrelevant gemacht.

ZEIT: Ihr Au�enminister Schimon Peres hat gesagt: "Selbst wenn wir all unsere Peitschen benutzen, m�ssen wir trotzdem auch Zuckerbrot anbieten. Sonst gibt es keinen Waffenstillstand." Welchen Anreiz k�nnen Sie Arafat bieten?

Scharon: Schimon Peres ist ein sehr alter Freund; wir reden regelm��ig miteinander. Es stimmt, wir brauchen auch das Zuckerbrot. Trotzdem w�rde ich diese Frage von der des Waffenstillstands trennen. Mit Zuckerbrot meint Peres eine politische L�sung. Aber ohne Gewaltverzicht? Das kann ich nicht akzeptieren. Wir haben es ganz klar gemacht, dass es zuerst einen totalen Terrorstopp geben muss.

ZEIT: Aber damit r�umen Sie den Terroristen doch eine Vetomacht ein. Sie k�nnen die Waffenruhe, die Vorstufe zum Verhandeln, jederzeit mit einem weiteren Angriff torpedieren.

Scharon: Mir sind die Realit�ten sehr wohl bewusst. Und deshalb sage ich: Wenn die Pal�stinenser wenigstens eine 100-Prozent-Anstrengung machen w�rden und trotzdem etwas passiert. Wenn also irgendein Wahnsinniger losschl�gt, dann - glauben Sie mir - w�rden wir Verst�ndnis aufbringen. Aber wenn Arafat diese Anstrengung nicht macht ...

ZEIT: ... was hei�t "100-Prozent-Anstrengung"?

Scharon: Ich will f�nf Kriterien nennen. Erstens: Arafat m�sste die Terroristen, die Chefs der Organisationen, tats�chlich verhaften. Zweitens: Diese Terrorgruppen m�ssen wirklich entmachtet werden und nicht blo� so, wie wir es auf dem Bildschirm sehen, wenn diese geleerten und mit Klebestreifen versiegelten B�ros gezeigt werden. Ich meine echte Entmachtung, damit diese Gruppen nicht mehr agieren k�nnen. Drittens: Ihre Waffen m�ssen konfisziert und an amerikanische Repr�sentanten �bergeben werden, so wie es in den Abkommen steht, die Arafat in der Vergangenheit unterschrieben hat. Viertens: Arafat muss ernsthafte Vorbeugung betreiben - wie er es bei dem bereits erw�hnten Busangriff nicht getan hat. F�nftens: Die Hetze, die Aufwiegelung zur Gewalt muss aufh�ren. All das w�re der Beweis f�r eine 100-Prozent-Anstrengungen. Reden sind nicht genug.

ZEIT: Ein ungenannter hoher Sicherheitsbeamter wurde gerade mit diesen Worten zitiert: "All unsere Antiterrorma�nahmen im vergangenen Jahr �hneln dem Versuch, das Meer mit einem L�ffel auszusch�pfen." Mithin m�sse auch eine politische L�sung angeboten werden.

Scharon: Die Sicherheitsleute k�nnen Fragen besser stellen, als Antworten geben. Die �ffentlichkeit wird nur sehr selten erfahren, wie erfolgreich wir im Antiterrorkampf wirklich gewesen sind. Warum bettelt denn Arafat neuerdings t�glich um Unterst�tzung, am Telefon ...

ZEIT: ... bei wem?

Scharon: Ich bin sicher: bei meinem Freund Joschka Fischer, meinem Freund Chirac, bei Pr�sident Mubarak, bei einem anderen alten Freund, Wladimir Putin. Was Arafat dazu treibt, ist der israelische Druck. Zweierlei motiviert ihn mehr als alles andere: Einmal, was Schimon Peres "gezieltes Abfangen" nennt. Zweitens: dass wir jene verhaften, die seine Sicherheitsleute nicht verhaften. Vorbeugung und Verhaftung k�nnte er nat�rlich selbst in die Hand nehmen.

ZEIT: Ami Ayalon, der fr�here Chef des Inlandgeheimdienstes Schin Beth, sagt ganz �ffentlich: Wenn es keine Aussicht auf eine Friedenl�sung gibt, dann machen "gezielte T�tungen" aus K�mpfern Selbstmordattent�ter. Muss es also au�er Druck auch noch Anreize geben?

Scharon: Wenn Ruhe herrscht. Sie m�ssen verstehen: Wir werden nicht unter Feuer verhandeln.

ZEIT: Die derzeitige israelische Strategie scheint so auszusehen: Symbolische Schl�ge gegen leere Polizeistationen oder Arafats Hubschrauber, milit�rische Vorst��e auf pal�stinensisches Territorium, Belagerung und r�umliche Isolierung pal�stinensischer St�dte. Wenn das die Strategie ist, was ist das politische Ziel?

Scharon: Wir wollen irgendwann den Punkt erreichen, wo wir politische Verhandlungen aufnehmen k�nnen, um damit Frieden zu erreichen. Ich habe es oft genug wiederholt: Ich bin bereit, sehr weit zu gehen und schmerzhafte Kompromisse einzugehen f�r einen echten, dauerhaften Frieden.

ZEIT: Enthalten solche Kompromisse auch einen pal�stinensischen Staat, wie Sie im September angedeutet haben?

Scharon: Was ich gesagt habe, habe ich gesagt. Zum Schluss wird es einen pal�stinensischen Staat geben. Zum Schluss. Aber einen demilitarisierten Staat, der keine B�ndnisse mit den Feinden Israels schlie�en darf. Israel muss die Lufthoheit behalten, sonst k�nnen wir uns ja hier kaum bewegen. Das alles als Folge einer �bereinkunft ...

ZEIT: ... aber Ihr Angebot wird nicht so gut sein wie das von Barak in Camp David?

Scharon: (lacht) Heute sagt Barak, dass er dieses Angebot gemacht habe, um Arafats Absichten zu testen ...

ZEIT: ... er hat es also nicht ernst gemeint?

Scharon: Ich sage, was er mir gesagt hat. Ich habe es allerdings noch nie erlebt, dass ein Politiker die Absichten eines anderen testet, indem er Risiken eingeht, die das �berleben seiner Nation ber�hren. Damit macht man keine Experimente. Trotzdem: Damals hat Arafat ein Angebot erhalten, dass er noch nie zuvor bekommen hat und auch nicht wieder bekommen wird, nicht von mir, nicht von einem anderen israelischen Premier.

ZEIT: Lassen Sie mich eine allgemeinere, sozusagen eine philosophische Frage ...

Scharon: ... wissen Sie �brigens, wie viele Terrorakte wir gez�hlt haben, seitdem Arafat jene Rede gehalten hat, in der er zur Beendigung des Terrors aufrief (am 16. Dezember)? Es waren 49 Attacken. In Israel gibt es sechs Millionen Menschen, in Deutschland 80 Millionen, fast 14-mal mehr. Auf Ihre Verh�ltnisse umgerechnet, w�ren die 242 Terrortote (seit Beginn der zweiten Intifada im Herbst 2000, d. Red.) etwa 3400. Wie h�tte wohl Deutschland auf solche Zahlen reagiert?

ZEIT: Sie haben Anfang des Jahres im Wahlkampf gesagt: "Die Araber wollen nicht, dass die Juden hier sind. Das ist der Kern des gesamten Problems." Wenn dies das Kernproblem ist, dann verneinen Sie so wohl die M�glichkeit einer politischen L�sung?

Scharon: Lassen Sie mich etwas ausholen. Wir haben einen Friedensvertrag mit �gypten, dann mit Jordanien abgeschlossen. Aber auch diese L�nder verweigern die Anerkennung eines j�dischen Geburtsrechtes auf einen eigenen Staat.

Wir erleben hier arabischen Terror seit 120 Jahren, seit f�nf, sechs Generationen. Und trotzdem ist es uns gelungen, Millionen von Juden in dieses Land zu holen, aus 102 L�ndern mit 82 Sprachen. Jetzt sprechen sie alle Hebr�isch, die Sprache der Bibel. Wir haben eine hoch entwickelte Wirtschaft geschaffen, dazu eine wundersch�ne eigene Kultur - und all das, w�hrend wir das Schwert in der Hand behalten haben. Was nun? Vorweg: Wir wollen Frieden. Aber vielleicht wird das noch viele Jahre erfordern. Ich hoffe, dass im Jahre 2020 die Mehrheit des j�dischen Volkes hier in Israel leben wird.

ZEIT: Israels Wirtschaftsleistung ist in der Tat beeindruckend. Doch k�nnen die Pal�stinenser, wie jetzt geschehen, die Tourismusindustrie mit Selbstmordbomben lahm legen. Das hei�t: Die Schwachen k�nnen den Starken das Leben sehr schwer machen, folglich muss Frieden ...

Scharon: ... was sollen wir tun? Kapitulieren? Ich bin ein Jude. Zum ersten Mal seit 2000 Jahren haben die Juden eine winzig kleines Land, 15-mal kleiner als Deutschland. Israel ist das einzige Land in der Welt, wo die Juden das Recht haben, sich selbst zu verteidigen. Und dieses Recht werden wir nie aufgeben.

ZEIT: Die Pal�stinenser werden auch nie aufgeben.

Scharon: Aber wir k�nnen eine L�sung mit den Pal�stinensern finden ...

Die Sekret�rin betritt mit ungeduldiger Miene das B�ro und legt Scharon einen Zettel vor. Er winkt ab und sagt auf Hebr�isch: "Noch zehn Minuten."

... das war der britische Premier Tony Blair, der mich sprechen will, mit dem ich �brigens ein ausgezeichnetes Verh�ltnis habe. Wir wissen, was den Juden im Zweiten Weltkrieg angetan worden ist. Sie in Deutschland oder Europa sollten deshalb nicht einmal versuchen, uns zu Konzessionen zu bewegen, nur weil Arafat irgendwelche Versprechungen abgibt. Solche Ratschl�ge werden wir nicht akzeptieren. Vielleicht w�rde das mit einem anderen Premier funktionieren. Aber nicht mit mir. Nicht mit mir.

ZEIT: Was also w�ren Sie bereit, f�r den Frieden zu tun?

Scharon: Ich bin bereit, sehr weit zu gehen. Und ich sage Ihnen, warum. Ich habe an jedem israelischen Krieg teilgenommen. Ich habe alle Schrecken des Krieges erlebt. Ich wurde zweimal schwer verwundet. Ich hatte Entscheidungen �ber Leben und Tod zu f�llen - f�r mich selbst und f�r andere.Glauben Sie mir: Ich verstehe den Vorrang des Friedens besser als viele Politiker, die nie im Krieg gewesen sind.

Aber Frieden f�r mich bedeutet Frieden in Sicherheit. Ich denke, dass ich dazu eher in der Lage bin als andere. Dies ist vielleicht Arafats letzte Chance. Aber es wird sehr schwer sein, unseren B�rgern ins Auge zu blicken und ihnen Konzessionen f�r den Frieden abzufordern, zumal Israel keinen einzigen Krieg verloren hat. Aber ich glaube, dass ich derjenige bin, der unseren Menschen sagen kann: Das und das m�ssen wir jetzt tun.

ZEIT: ... Sie k�nnen es eher schaffen als Peres oder Barak oder Netanjahu?

Scharon: Ich glaube nicht, dass die Menschen ihnen mehr vertrauen w�rden als mir. Sie wollen jemanden haben, der bei all den Schlachten und Kriegen dabei gewesen ist, von dem sie glauben, dass er sie in der Vergangenheit in komplizierten Situationen gerettet habe. Deshalb verlieren die Pal�stinenser Zeit. Jetzt ist der Moment, da sie verstehen m�ssen, dass sie einen w�rdevollen Frieden erreichen k�nnen. Aber die Araber verstehen das nicht ...

ZEIT: ... was verstehen sie nicht?

Scharon: ... dass sie jetzte eine echte Chance haben. Ein Abkommen wird nicht einfach sein, aber sie wissen genau, wo ich stehe. Ein Ja ist ein Ja, und ein Nein ist ein Nein, genauso wie ich mit all den Regierungschefs rede, etwa mit Kanzler Schr�der. Ich spiele mit offenen Karten. Ich biete den Arabern Frieden an. Aber niemand sollte glauben, dass diese Bereitschaft meine Entschlossenheit mindert, unser Volk zu verteidigen. Ich will keine Eskalation, es wird keine Kriege geben. Ich bin bereit zu verhandeln, aber das Allerwichtigste ist die Sicherheit Israels.

 



 

 

 

 

 

 

Rede von Shimon Peres am 24.01.02 vor dem europ�ischen Parlament

 

Au�enminister Shimon Peres wandte sich am Mittwoch, den 23. Januar 2002 an die parlamentarische Versammlung des Europarates in Strassburg Er sagte in seinen Er�ffnungsworten: �Gestern fr�h verlie�en wir Jerusalem, eine sehr traurige Stadt, in der viele Familien mit den Schrecken des Terrors und dem Verlust ihrer Lieben konfrontiert sind. Und wieder ziehen schwarze Wolken am Himmel �ber Jerusalem und Israel empor. 

 

Ein Polizist bringt eine Frau vom Explosionsort einer Bombe weg, die von pal�stinensischen Terroristen am 22.01.02 in Jerusalem gez�ndet wurde und unschuldige Passanten get�tet hat

Es entspricht weder unserem Wunsch, noch sind wir bereit, diesen Zustand als Lebensnorm oder festen Brauch in unseren Beziehungen mit den Pal�stinensern zu akzeptieren. Grunds�tzlich w�nschen wir friedliche Beziehungen zwischen dem pal�stinensischen Volk, den arabischen L�ndern und Israel. Wir streben nicht nach Krieg, wir streben nicht nach Siegen. Tief in unseren Herzen wissen wir, dass gute Nachbarn besser sind als gute Waffen. Und in der Tat haben wir mit zwei L�ndern Frieden geschlossen. Wir haben das Gebiet eines dritten Staates ger�umt und einem vierten Land einen Frieden angeboten. Wir haben den �gyptern das gesamte Land, Wasser und �l zur�ckgegeben, ohne dass es daf�r eines Bin Laden oder irgendwelcher Terroraktionen bedurfte. Wir haben Jordanien das gesamte Land und das gesamte Wasser zur�ckgegeben, wiederum ohne dass durch Bomben oder Gewehre Druck ausge�bt werden musste. �brigens haben wir dies getan, nachdem wir einen Krieg gewonnen, nicht nachdem wir einen verloren haben. Wenn die Rede auf die Pal�stinenser kommt, wei� ich, dass Leute sagen: �Setzt der Besetzung ein Ende, gebt ihnen das Land zur�ck und schlie�t Frieden.� 

 

Shimon Peres am 23. Januar 2002 vor dem europ�ischen Parlament

Tats�chlich haben wir auch das versucht. In Camp David haben unser ehemaliger Premierminister Barak und Pr�sident Clinton den Pal�stinensern nicht die R�ckgabe ihres gesamten Landes, sondern von 96% bis 97% dessen angeboten. �ber die �brigen 2% bis 3% h�tten sie verhandeln k�nnen. Es f�llt Israel und den Israelis schwer zu verstehen, warum die Pal�stinenser dieses Angebot abgelehnt haben. Was ist falsch gelaufen? Ich bin sicher, dass im Falle von Jordanien und �gypten Terror nicht notwendig war, doch im Falle der Pal�stinenser ist es der Terror, der ein Abkommen verhindert hat und einem solchen bis zum heutigen Tag im Wege steht. Ich m�chte so objektiv sprechen, wie ich nur kann. Ich frage mich, warum es einen arabischen Terror gibt. 

 

Krankenwagen N�he der Jaffa Road nach dem Terroranschlag vom 22.01.02

Es gibt mehr als eine Antwort auf diese Frage. Einige sagen, dass Arafat nicht zufrieden sein wird, bis er alles erh�lt, was er m�chte. Er stand kurz davor, viel von dem zu erhalten, was er wollte. Auch Israel hat seine Probleme. Es geht hier nicht darum, dass wir bestimmte Zugest�ndnisse machen wollen oder nicht, doch m�chten wir auch Sicherheit f�r unser eigenes Volk. Wir sind zwei V�lker, die auf einem kleinen St�ck Land leben; wir sind integriert, wir leben neben- und untereinander. Wir m�ssen Beziehungen schaffen, die diesem Zustand gerecht werden. Einige behaupten, Arafat sei nicht interessiert, einen Krieg zu f�hren. Doch wenn Leute glauben, Arafat sei interessiert, Frieden zu schlie�en, stellt sich die Frage, warum er es nicht tut. Hier liegt das Problem f�r jemanden wie mich. Meine Antwort lautet , dass es nicht wegen seiner Position ist, sondern wegen seiner Disposition. Es besteht keine Chance, dass Arafat mit uns Frieden schlie�en kann oder wir mit ihm Frieden schlie�en, sofern er nicht eine grunds�tzliche Sache tut, die f�r alle Staaten und Institutionen notwendig ist: Kontrolle �ber alle bewaffneten Kr�fte, �ber alle Waffen und alle Menschen auszu�ben, welche diese Waffen benutzen. 

 

Gez�ndete Bombe pal�stinensischer Terroristen in einer Plastikflasche

Ich f�rchte, dass, solange es vier oder f�nf Gruppen gibt, die alle eine unterschiedliche Agenda haben und eigene Waffen und Bomben besitzen, Arafat mit ihnen Koalitionen schlie�en muss. Sie werden ihre Waffen nicht aufgeben. Sie werden weiterhin an diesen festhalten. Arafat wird nicht verantwortlich sein und keine Kontrolle �ber seiin Volk aus�ben. Einige Pal�stinenser, auch Arafat selbst, haben mir gesagt: �In Ihrer Regierung bestehen auch unterschiedliche Ansichten.� Das ist richtig. Wir haben verschiedene Ansichten, aber nur ein Gewehr. Die Pal�stinenser haben eine Ansicht, aber viele Gewehre. Es ist nichts daran auszusetzen, dass die Pal�stinenser verschiedene Ansichten haben. Wir sagen nicht, dass sie die Ansicht Arafats oder einer anderen Person teilen m�ssen, doch wird es keinen Frieden geben, solange Gruppen bestehen, die von Syrien oder dem Iran Befehle erhalten - gelegentlich Befehle, die nichts mit dem pal�stinensischen Volk zu tun haben, sondern mit dem Bestreben einiger Geistlicher in der islamischen Welt, alle arabischen L�nder zu kontrollieren.. Wir wollen mit den Pal�stinensern Frieden schlie�en. Wir anerkennen ihre Rechte. Wir anerkennen ihr Recht, selbst�ndig, mit Anstand und in Wohlstand zu leben. Sie sind nicht unsere Feinde. Weder ihre Religion noch ihr Staat sind unsere Feinde. Unser Feind ist auch Ihr Feind, und das ist der Terror. 

 

 

 

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