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1000 Jahre Antisemitismus |
Gottes Gnadenangebot
Harald Eckert
Christliche Freunde Israels, Altensteig
Samstag, 26.8.2000, in der Jesu-Ruf-Kapelle auf Kanaan
Ich bin sehr bewegt von dieser Gelegenheit und
M�glichkeit, hier und heute einen Beitrag leisten zu d�rfen, und bin mit
gro�er Erwartung zu diesem Wochenende gekommen. Vielleicht ein paar
kleine Vorbemerkungen:
Vorbemerkungen
Wir sind f�r diesen Anla�, zu dem wir heute hier
sind, eine auftragsbezogene Familie. Und das Besondere an dieser Familie
ist, da� es eine Familie aus verschiedenen Generationen ist, aus
verschiedenen gemeindlichen Hintergr�nden, aus verschiedenen Pr�gungen.
Das ist f�r mich etwas sehr, sehr Kostbares. Wenn man sich �berlegt: Die
Marienschwestern � ich fange seit einem Jahr etwa erst an, sie
n�her kennenzulernen � galten f�r mich immer schon als eine der
geistlichen Gr��en dieses Landes, einer der Pl�tze, an denen Bu�e
getan worden ist und dadurch ein Grund daf�r gelegt worden ist, da� Gott
uns als ein Volk bis heute Gnade geben konnte und Seine Hand nicht
zur�ckgezogen hat. Ich bin zutiefst dankbar und voll Respekt und
Hochachtung vor dem, was diese Schwestern �ber die Jahrzehnte f�r unser
Land und dar�ber hinaus darstellen im Geiste.
Da� wir hier zusammenkommen, Christen aus der
Erweckungsbewegung der Nachkriegszeit und Christen aus den geistlichen
Aufbr�chen unserer Zeit und hier an dieser Nahtstelle in eine Koalition,
in eine geistliche Verbr�derung hineinfinden und gemeinsam f�r unser
Land in den Ri� treten, halte ich f�r etwas ganz Gro�es und Besonderes.
Es ehrt mich, mit meinem kleinen Beitrag daran Anteil haben zu d�rfen.
Von den verschiedenen Hintergr�nden her m�ssen wir uns alle ein bi�chen
aneinander gew�hnen: die Marienschwestern an die Gruppen, die mehr aus
der charismatischen Bewegung der neueren, der j�ngeren Zeit kommen; und
umgekehrt wir an die Marienschwestern mit ihrem Stil und ihrer Pr�gung.
Aber es ist etwas Gr��eres, was uns verbindet, und das ist die Liebe zu
unserem Volk, die Liebe zum Volk Israel und die Last, da� Gott uns Gnade
geben m�chte, damit sich der Fluch zum Segen, die S�nde zur Gnade
wendet. Das ist gr��er, wesentlich gr��er und bedeutsamer als alle
Unterschiedlichkeiten, an die wir uns vielleicht erst noch gew�hnen
m�ssen.
Ich m�chte kurz beten und, "Vater im Himmel, Dich
im Namen Jesus um Deinen Schutz bitten und um die Leitung und Vollmacht
des Heiligen Geistes, ohne den wir nichts verm�gen. Alle Offenbarung
kommt von Dir, Heiliger Geist, alle �berf�hrung. Es ist nichts, was wir
aus uns selbst machen k�nnten. Wir k�nnen uns nur Dir hinhalten und
sagen: Geist Gottes, komm Du jetzt und tu Du Dein Werk in unserer Mitte,
an unseren Herzen, in unserem Zusammensein, da� das zustande kommt in
Jesu Namen, was Du Dir vorgenommen hast f�r jeden einzelnen von uns, f�r
dieses Wochenende und f�r unser Land und unser Volk und unsere Beziehung
zum Volk Israel. In Jesu Namen. Amen."
Die �berschrift �ber diesem Nachmittag lautet
"Gottes Gnadenangebot". Ich habe mir diese �berschrift zu eigen
gemacht, auch f�r die Dinge, die ich gerne sagen m�chte. Ich m�chte
drei Bibelstellen an den Anfang stellen, die davon sprechen, wie das
Gnadenangebot Gottes uns erreichen, betreffen und ver�ndern kann. Alles
drei sehr bekannte Stellen, die uns als Leitlinie dienen sollen f�r
diesen Nachmittag, auch f�r den Bu�teil, und dann in den Abend
hineinm�nden, wo wir Gottes Gr��e preisen wollen.
Die erste Stelle ist 2. Chronik 7,14: "Und wenn
dann mein Volk, �ber das mein Name genannt ist, sich dem�tigt, da� sie
beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren b�sen Wegen bekehren,
so will ich vom Himmel her h�ren und ihre S�nde vergeben und ihr Land
heilen."
Die zweite Stelle 1. Johannes 1,8�9: "Wenn wir
sagen, wir haben keine S�nde, so betr�gen wir uns selbst, und die
Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre S�nden bekennen, so ist er
treu und gerecht, da� er uns die S�nden vergibt und reinigt uns von
aller Ungerechtigkeit."
Und die dritte Stelle, heute schon mehrmals genannt,
ist R�mer 5,20b: "Wo aber die S�nde m�chtig geworden ist, da ist
doch die Gnade noch viel m�chtiger geworden."
Das ist aller Grund und der einzige Grund unserer
Zuversicht und unserer Hoffnung � f�r uns pers�nlich, f�r unser Land,
f�r die Gemeinde Jesu. Wir sind an diesem Wochenende zusammen, um �ber
S�nde und Schuld zu sprechen. Gedenken ist der erste Teil dieses
dreifachen Schrittes an diesem Wochenende. Gedenken hei�t, sich
zur�ckerinnern � hei�t, den Dingen ins Angesicht zu sehen. Wir sind
heute schon mit sehr massiven Dingen konfrontiert worden und werden heute
nachmittag noch mit weiteren Dingen konfrontiert werden. Das ist ein
schmerzlicher Weg. Das ist keine leichte Kost, aber eine, an der wir nicht
vorbei k�nnen, wenn wir auf der Grundlage des Gedenkens wirklich in die
Bu�e und dann auch in die Freisetzung hineinkommen wollen.
Alle drei Bibelstellen sprechen genau davon: da� es
keine Abk�rzung gibt zur Erl�sung, keine Abk�rzung gibt zur Vergebung,
keine Abk�rzung gibt zum Heil � und ich f�ge hinzu: auch: keine
Abk�rzung gibt zur Erweckung. Es gibt nur einen Weg. Und das ist
der Weg, da� die Dinge, die in der Finsternis sind und waren, ans Licht
kommen m�ssen. Das ist der einzige Weg. Daf�r ist Jesus gestorben und
hat den Weg frei gemacht, da� dies m�glich ist. Aber dieser Weg wiederum
ist voller Hoffnung und voller Verhei�ung und voller Kraft. Wir d�rfen
mit Zuversicht auf diesem Weg dahingehen; aber nicht die Abk�rzung,
sondern den langen Weg, den geraden Weg, den schmalen Weg, wie es in der
Bibel hei�t.
Das hei�t auch: Mein Vortrag wird zwei Teile haben. Im
ersten Teil werde ich �ber S�nde sprechen m�ssen und im zweiten Teil
�ber das, was ich als das Gnadenangebot Gottes empfinde, wie es heute
auch schon sehr sch�n zum Ausdruck gebracht worden ist.
Ich m�chte eine Sache vorausschicken, die vielen von
uns bekannt ist, die aber nicht oft genug gesagt werden kann. Gerade auch
in Kreisen, die sich mit Bu�e und mit Israel besch�ftigen, m�ssen wir
uns selbst immer wieder daran erinnern: Es gibt einen Unterschied zwischen
�berf�hrung und Verdammnis. Es waren die Marienschwestern selbst, die
bei jedem Vorgespr�ch und bei jeder passenden Gelegenheit deutlich
gemacht haben: Wir gehen dieses Wochenende an im Zeichen des Sieges Jesu,
im Zeichen Seines Kreuzestodes stellvertretend f�r unsere Schuld und die
Schuld aller Menschheit. Das ist die Basis, mit der wir anmarschieren, und
das ist das Ziel auf das wir zugehen. �berf�hrung ist vom Geist Gottes
gewirkt. Das Zeichen von �berf�hrung und der Unterschied zur Verdammnis
ist, da� �berf�hrung immer mit einer offenen T�r, mit einer
ausgestreckten Hand verbunden ist, immer mit Hoffnung, immer mit Gnade,
mit einem Gnadenangebot. Verdammnis ist bedr�ckend, Verdammnis zeigt
keine T�r auf, zeigt keine Hoffnung auf. Da schwingt nicht die
v�terliche Liebe Gottes mit, sondern da schwingt die Anklage des Feindes
mit.
Wir sind heute hier und stellen uns allen ernsten
Dingen unter dem Zeichen des Sieges am Kreuz, unter dem Zeichen des Blutes
des Lammes, das vergossen ist. Das ist unsere Grundlage. Und nur auf
dieser Basis wage ich es und wagen wir es, der S�nde zu gedenken und der
Schuld zu gedenken, die so unfa�bar ist und so unaussprechlich und die
wir heute immer nur ganz kurz und immer noch viel zu oberfl�chlich nur
anrei�en k�nnen.
Ich m�chte �ber zwei Aspekte der Schuld sprechen.
Einmal �ber die Schuld der Christenheit und dann auch noch einmal kurz
�ber die Schuld von uns Deutschen. Ich werde vieles zitieren, um uns dies
nahezubringen. Das ist meine Art und Weise, mit der ich gerne versuche,
wichtige Aussagen auf den Punkt zu bringen Diese Zitate k�nnen
nachgelesen werden an verschiedenen Stellen. Die Buchhinweise sind
gegeben. Ich m�chte auch darauf hinweisen, da� dieser Vortrag in der
n�chsten Zeit in die Internet-Seiten der Christlichen Freunde Israels
hineingestellt werden wird und da� da auch die Passagen herausgeholt und
abgedruckt werden k�nnen. Unsere Internet-Adresse lautet: www.cfri.de Es
mu� also jetzt nicht jeder krampfhaft versuchen, mitzuschreiben. Das
w�re wohl eine �berforderung.
Anf�nge des kirchlichen Antisemitismus
Die Anf�nge gehen sehr, sehr weit zur�ck. Es gibt
schon erste Dokumente und Zeitzeugen unmittelbar nach Abschlu� des ersten
Jahrhunderts, die von einem ansatzweisen christlichen Antisemitismus
zeugen. Ein erster Meilenstein in der Entwicklung des christlichen
Antisemitismus ist f�r mich mit dem Namen Origines verbunden, der
einerseits zu den Kirchenv�tern gez�hlt wird, andererseits aber auch als
Ketzer verurteilt worden ist und von daher auch in der Kirche selbst eine
zwiesp�ltige Rolle spielt. Aber trotz aller Verurteilung und trotz aller
Zwiesp�ltigkeit hat er einen unwahrscheinlich gro�en Einflu� auf die
Entwicklung der fr�hkatholischen Kirche und der sp�teren Christenheit
genommen.
Eine starke Pr�gung ist von diesem Mann ausgegangen,
im Prinzip die Pr�gung: weg von den hebr�ischen Wurzeln hin zu den
griechischen Wurzeln. Origines war sehr stark beeinflu�t von der damals
aufkommenden neuplatonischen Lehre und hat seine Bibelauslegung sehr stark
von diesem Gedankengeb�ude her formuliert und insbesondere die Methode
der allegorischen Schriftauslegung aufgrund dieser Denkweise eingef�hrt.
Er war es, der theologisch die Grundlage daf�r gelegt hat, da� die
alttestamentlichen Stellen, die sich eindeutig und bleibend auf Israel
beziehen, allegorisch angewandt worden sind auf die Kirche, allerdings mit
der Schizophrenie, die heute schon angesprochen worden ist, da�
tats�chlich nur die Segensteile der Kirche zugeschrieben und die
Fluchteile dem j�dischen Volk belassen worden sind. Jeder, der
einigerma�en logisch denkt und scharfsinnig diese Sache anschaut,
entdeckt hier einen Widerspruch und eine Schizophrenie, die mit keiner
Grundregel sauberer biblischer Exegese zu vereinen ist. Das ist eine
d�monische Verf�hrung gewesen, die diesen Mann leider �berfallen hat
und durch ihn auf so schreckliche Weise in die Theologie der Christenheit
hineingekommen ist.
Wir kommen zu einem weiteren Meilenstein in dieser
Entwicklung, dem ber�hmten Kaiser Konstantin. Die meisten von uns wissen,
was mit dem Begriff "konstantinische Wende" verbunden ist.
Konstantin markiert eine Z�sur innerhalb des R�mischen Reiches: zuvor
eine Staatsmacht, die das Christentum zum Teil toleriert, zum Teil aber
auch sehr heftig verfolgt hat � dann die Annahme des Christentums, erst
im Sinne der Religionsfreiheit, sp�ter im Sinne einer Staatsreligion
unter Ausschlu� aller anderen Glaubensrichtungen. Konstantin selbst hat
sich sehr stark ins kirchliche Leben eingemischt und hat nach dem Konzil
von Nic�a 325 n. Chr., auf dem entschieden wurde, die Feiertage sollten
neu geordnet werden und sich nicht mehr nach j�dischen, sondern nach
heidnischen Vorgaben richten, einen Brief verfa�t. Dieser war an die
weltweite Christenheit, soweit sie damals schon bestand, gerichtet, mit
dem Ziel diese Entscheidung in aller �ffentlichkeit bekanntzugeben. Ich
zitiere einige S�tze aus dem Brief. Dabei wird die Motivation sehr
deutlich hervortreten:
"Konstantin August an die Gemeinden. Als beim
Konzil von Nic�a die Frage des heiligen Festes Ostern aufkam, wurde
einstimmig beschlossen, da� dieses Fest von allen und �berall am
gleichen Tag gefeiert werden sollte. Denn es erschien jedem eine �u�erst
unw�rdige Tatsache, da� wir in diesem �u�erst heiligen Fest den
Gewohnheiten der Juden folgen sollten, welche � verdorbene Schufte! �
ihre H�nde befleckt haben mit einem ruchlosen Verbrechen. Es ist nur
gerecht, da� sie in ihrem Sinn erblindet sind. Es ist daher passend, wenn
wir die Praktiken dieses Volkes zur�ckweisen und in aller Zukunft das
Begehen dieses Festes auf eine legitimere Art feiern. La�t uns also
nichts gemeinsam haben mit diesem �u�erst feindlichen P�bel der
Juden."
Etwa ein halbes Jahrhundert sp�ter, zur Zeit des
gro�en Augustinus, der nicht ganz so scharf gegen die Juden gehetzt hat,
aber theologisch genauso stand wie die meisten anderen Kirchenv�ter
dieser Zeit, war unter den Kirchenv�tern der schon erw�hnte Chrysostomos.
Er galt als der gro�artigste und eloquenteste Prediger seiner Tage. Er
war hoch angesehen, aber er war ein Judenhasser und hat seine Eloquenz
benutzt � �ber Jahre hinweg, konsequent �, um gegen die Juden zu
hetzen. Er hat ein Vokabular gepr�gt, das in den Jahrhunderten darauf in
den verschiedensten Abwandlungen zu einer Todesfalle f�r die j�dische
Bev�lkerung werden sollte. In einer seiner vielen Predigten zu diesem
Thema sagt er z. B. Folgendes � ich zitiere hier aus dem Buch von Edward
Flannery, einem katholischen Historiker, der �ber die 23 Jahrhunderte des
Antisemitismus sehr wissenschaftlich und akkurat geschrieben hat. Der
allergr��te Teil des Buches galt dem 18. Jahrhundert, dem kirchlichen
Antisemitismus. Er schreibt:
"Die Juden sind allesamt l�stern, Vergewaltiger,
geizig, perfide Banditen, M�rder, Randalierer, vom Teufel besessen,
schlimmer als die wildesten Tiere, Kindsm�rder, schmutzig, gottlos. Ihre
Synagogen sind Hurenh�user, R�uberh�hlen, Wohnorte des Teufels. Das
gleiche gilt auch f�r ihre Seelen." Er prophezeite den Juden:
"Wegen ihres Mordes an Christus sind sie durch den Zorn Gottes f�r
immer versto�en und bestraft, ohne Land und ohne Tempel, f�r immer dem
Joch der Knechtschaft unterworfen." Ich f�ge hier etwas ein: Gemeint
ist von ihm und auch von Augustinus und anderen: dem Joch der Knechtschaft
unter Christen unterworfen. Ich fahre fort mit dem Zitat: "Gott ha�t
die Juden und wird sie immer hassen." Und etwas sp�ter schlie�t er
mit einem Appell an die Christen, der folgenderma�en lautet: "Es ist
die Pflicht der Christen, die Juden zu hassen. Je mehr wir Christus
lieben, desto mehr m�ssen wir die Juden bek�mpfen, die ihn hassen."
Das war um 380 nach Christus. Dieses Vokabular und
diese in gr��ter �bereinstimmung g�ngige theologische Grundeinstellung
gegen�ber dem j�dischen Volk hatte immense Konsequenzen. Zun�chst
einmal die Konsequenzen, da� man die Kapitel 9�11 des R�merbriefes des
Paulus v�llig ablehnte und diese �berhaupt nicht mehr verstanden oder
ernst genommen wurden, zum Beispiel wie das gemeint ist mit den Wurzeln
und Zweigen. Das ist in gro�en Teilen der Kirche aus der Theologie
weitgehend ausgeblendet worden bis in unsere Zeit hinein � Stichwort
"Ersatztheologie".
Die zweite Konsequenz ist, da� in diesem Vakuum, das
dadurch entstanden ist, zwei Einfl�sse sehr gro�en Raum bekommen haben.
Das eine sind heidnische Einfl�sse, Mysterienreligionen usw. Alles, was
sich an Sakramentalismus, Zeremonien, Heiligen- und Reliquienverehrung
manifestiert hat, fu�t, wenn man dem nachgeht, auf heidnischen Br�uchen,
die Eingang in die Kirche gefunden haben. Das zweite ist ein starker
griechischer Einflu�, gerade durch Origines und anderes Griechisches
Denken, griechische Philosophie, griechische Begrifflichkeit, mit der
Konsequenz einer christlichen Theologie auf der Basis griechischer
Denkmodelle. All das ist in dieser Zeit in die Fundamente der Kirche
hineingekommen als Konsequenz davon, da� wir uns von unserem j�dischen
Erbe losgesagt haben.
Weitere Konsequenzen im Laufe der Kirchengeschichte
Am Anfang stand die theologische Abgrenzung und die
�berheblichkeit, die damit verbunden ist. Danach folgte, und zwar in dem
Moment, als das Christentum um 380 n. Chr. herum zur Staatsreligion, zur
einzig g�ltigen, legitimen Religion im R�mischen Reich erkl�rt wurde,
die Diskriminierung der Juden auf gesellschaftlicher Ebene. Sie waren
B�rger zweiter Klasse. Eine Apartheid-Politik setzte damals ein bei den
r�mischen, christlichen, katholischen Kaisern. Dem folgten etwa im 6.
Jahrhundert erste massive lebensbedrohende Ma�nahmen, und zwar in Spanien
im Zusammenhang mit den Zwangstaufen. Ich werde dazu gleich etwas
vorlesen. Das Ganze f�hrte ab dem fr�hen 5./6. Jahrhundert in allen
katholisch beeinflu�ten Gebieten Europas zu einer allgemeinen Stimmung,
die den Weg bereitete f�r die Kreuzz�ge, f�r die Massaker, f�r die
Pogrome. Die Kreuzz�ge setzten im 11./12. Jahrhundert ein. Die
Massenhysterie im Zusammenhang mit den Pest-Epidemien pr�gte das 13./14.
Jahrhundert. Die Inquisition fand ihre extremste Auspr�gung vor allem im
Spanien des 15./16. Jahrhunderts, nachdem der Islam dort seine gro�e
Rolle ausgespielt hatte. Dann drang der Antisemitismus im 17., 18. und 19.
Jahrhundert mit gro�er Vehemenz in die Ostregionen Europas ein, nach
Polen, in die Ukraine, nach Ru�land usw. �ber Luther kam der
Antisemitismus in die protestantische Kirche. Das ersatztheologische
Denken ist speziell und vor allem durch ihn in die protestantische
Bewegung hineingekommen. Dann machte diese Bewegung auch nicht Halt, als
sie sich in Richtung V�lkermord bewegte. Anl�ufe dazu gab es schon im
13. Jahrhundert � den H�hepunkt kennen wir.
Ich m�chte, weil es uns als Christen so besonders
betrifft, einige Zitate zum Thema Zwangstaufe vorlesen. Die Juden wurden
vor die Wahl gestellt, entweder zu fliehen, wenn ihnen die Obrigkeit noch
gn�dig gesonnen war, oder sich zu entscheiden, ob sie mit ihrem Leben
bezahlen oder zwangsweise den katholischen Glauben annehmen wollen. Kinder
wurden den Eltern entrissen, um sie zu taufen. Furchtbare Trag�dien haben
sich abgespielt. Wenn ich das vorlese � ich habe diese Zitate erst vor
etwa einem Jahr entdeckt, und zwar in dem Buch von Dr. Michael Brown, der
demn�chst in Essen auf der "Awake Europe"-Konferenz einer der
Hauptredner sein wird und dessen Buch wir gerade mit MegaMedien zusammen
ver�ffentlichen und demn�chst anbieten werden (das Buch steht auch mit
auf der B�cherliste). Er hat hier noch viel mehr Zitate zu dem Thema
gebracht. Ich w�hle nur ein paar wenige aus.
Da hei�t es in der Literatur, da� folgende
Formulierungen den Juden zwangsweise nahegebracht worden sind:
"Hiermit widersage ich jedem Ritus und jeder Beobachtung der
j�dischen Religion, indem ich all ihre Zeremonien verachte, die ich
fr�her gehalten habe. Ich verspreche, nie wieder zur�ckzukehren zu dem
Erbrochenen des j�dischen Aberglaubens. Wir werden nichts zu tun haben
mit den unter einem Fluch stehenden Juden, die ungetauft bleiben. Wir
werden keine Beschneidung am Fleisch praktizieren noch das Passahfest oder
den Sabbat oder irgendein anderes Fest feiern, das mit der j�dischen
Religion zu tun hat."
Dann geht es weiter: "Wenn man uns dabei antrifft,
irgendeine dieser Regeln, die wir jetzt erw�hnt haben, zu brechen, dann
soll der, bei dem diese �bertretung gefunden wird, entweder zugrunde
gehen durch die Hand eines unserer Kameraden, indem er verbrannt oder
gesteinigt wird, oder, falls unser Leben geschont bleiben soll, sollen wir
unsere Freiheit verlieren, und wir werden uns mitsamt unserem Besitztum
wem auch immer unterordnen in die ewige Sklaverei."
Dann geht es noch weiter: "Wenn ich aber von dem
geraden Weg abweiche, so sollen alle Fl�che des Gesetzes auf mich fallen,
auf mein Haus und alle meine Kinder, und all die Plagen, die �gypten
heimgesucht haben, sollen auf uns kommen. Und wenn ich ankommen werde vor
dem Gericht des furchtbaren und herrlichen Richters, unseres Herrn Jesus
Christus, m�ge ich zu der Gemeinschaft derer gez�hlt werden, denen der
herrliche und schreckliche Richter sagen wird: �Geht weg von mir, ihr
�belt�ter, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet
ist.�"
Das war g�ngige Praxis in vielen der europ�ischen,
abendl�ndischen Nationen und hat Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende
von j�dischen Menschen herausgefordert und entweder zu einer zwangsweisen
Assimilation gef�hrt oder zum Selbstmord oder zum Tod durch andere
H�nde. Ich denke, es hilft uns zu verstehen, warum es Juden, die dies
sehr wohl und sehr nachdr�cklich in ihrer Erinnerung haben, so schwer
f�llt, mit dem Wort "Jesus", mit dem Kreuz, mit dem Namen der
christlichen Kirche Positives zu verbinden, weil dies �ber Jahrhunderte
hinweg das Bild war, von dem sie gepr�gt worden sind. Soweit dazu.
Zur deutschen Schuld ist schon manches gesagt worden.
Aber auch hier scheint es mir trotzdem angebracht zu sein, nochmals
manches auch mit Zahlen und Daten zu belegen. Ich m�chte gerne aus dem
B�chlein, das heute schon erw�hnt worden ist, "Erhebt eure
Stimmen", die Passagen zitieren, die unser deutschen Volk und uns als
deutsche Kirchen betreffen, weil uns Gott dadurch einen Schl�ssel, in die
Hand geben m�chte, was Bu�e und Aufarbeitung betrifft. Der Schl�ssel
ist: Wir m�ssen konkret werden. Wir m�ssen pr�zise werden. Es ist eine
Sache, zu sagen: "Herr Jesus, bitte vergib die Schuld der
Christenheit, vergib die Schuld unseres deutschen Volkes, vergib die
Schuld des Holocaust." Es ist eine andere Sache, wenn wir vor
Gott kommen und Ihn bitten: "Herr, bitte vergib die Schuld, die in
meiner Familie war, bei meinen Vorfahren. Bitte vergib die Schuld, die in
meiner Stadt und in meinem Ort geschehen ist" � und wir benennen
diese Schuld mit Namen, mit Datum, mit Zahlen und Fakten. Deswegen lege
ich Wert darauf, diese Dinge m�glichst konkret und pr�zise zu
kommunizieren.
Ich nenne noch einmal die sieben H�hepunkte des
deutschen Antisemitismus:
- Der erste H�hepunkt waren die Kreuzz�ge vor etwa 900 Jahren. Nach
einer Zeit relativer Ruhe und Sicherheit brach urpl�tzlich eine
Verfolgung aus durch den von den Kreuzfahrern angef�hrten,
aufgestachelten Mob. Die Bilanz: Zwischen Januar und Juli 1096 kamen
allein in diesen paar Monaten vorwiegend in Deutschland etwa 10 000
Juden ums Leben � �ber ein Viertel der gesamten j�dischen
Bev�lkerung in Deutschland und Nordfrankreich zu dieser Zeit.
Betroffene St�dte waren Speyer, Worms, Mainz, K�ln, Trier und
andere. Und das l�ste Angst und Terror unter den Juden in Deutschland
aus.
- Der zweite H�hepunkt: 1171 wurde behauptet, Juden w�rden
christliche Kinder umbringen, um ihr Blut f�r rituelle Zwecke zu
gebrauchen. Es folgte eine Massenhysterie, die ebenfalls in Frankreich
begann und dann sehr schnell nach Deutschland �bersprang und da ihren
H�hepunkt entfaltete. In Erfurt, Colmar, Krems, Magdeburg,
Wei�enburg, auch Paris, Bern, W�rzburg und Posen, in Prag, Trient,
Boppard, Budweis und vielen anderen Orten starben Tausende von Juden
aufgrund dieser Hysterie.
- Der dritte H�hepunkt: 1298 die sogenannte Bewegung der
Judenschl�chter in Deutschland und �sterreich. In diesem Jahr
verbreitete sich in der Stadt Rottingen ein Ger�cht, da� Juden eine
Hostie entweiht h�tten. �brigens Historiker haben dies nachgepr�ft:
Kein einziges dieser Ger�chte hat sich best�tigt. Ein Adliger namens
Rindfleisch hetzte daraufhin den Mob gegen die gesamte Judenschaft in
S�ddeutschland und �sterreich auf. Dieser jagte die Juden,
verbrannte und ermordete sie auf bestialische Weise. Die Bilanz: Ca.
140 j�dische Gemeinden wurden total vernichtet, etwa 100 000 Opfer
waren damals zu beklagen. Einige Historiker bezeichnen diese
Ereignisse als den ersten Versuch des kollektiven V�lkermords an
Juden in unserer Zeitrechnung in einer gewissen Region.
- Der vierte H�hepunkt: die schwarze Pest. Auf diese Seite haben uns
die Marienschwestern in den letzten Jahren sehr deutlich aufmerksam
gemacht. Die Juden wurden als Brunnenvergifter f�r den schwarzen Tod
in den Jahren 1347�50 verantwortlich gemacht. Insgesamt wurden �ber
200 j�dische Gemeinden ausgel�scht. Es gab Zehntausende von Opfern,
die mit ihrem Leben bezahlt haben.
- Den f�nften H�hepunkt m�chte ich auch noch einmal nennen. Er ist
mit dem Namen Luther in Verbindung zu bringen, mit seinen �ber Jahre
gehenden ha�erf�llten Predigten gegen die Juden und seinen beiden
Schriften, die er ver�ffentlicht hat. Und in einer dieser Schriften
hei�t es unter anderem �, und hier findet sich die Sprache von
Chrysostomos wieder, bereichert um all die L�gen und Verleumdungen
des Mittelalters �: "Juden sind Brunnenvergifter, rituelle
M�rder, Wucherer, Parasiten der christlichen Gesellschaft. Sie sind
schlimmer als Teufel, und es ist schwerer, sie zu bekehren als
Satan selbst. Sie sind zur H�lle verdammt. Sie sind in Wahrheit der
Antichristus. Ihre Synagogen sollen zerst�rt und ihre B�cher
verboten werden. Sie sollen gezwungen werden, mit ihren H�nden zu
arbeiten � oder besser noch: Sie sollen von den F�rsten aus ihren
Gebieten verjagt werden."
Diese Worte sind nicht wirkungslos verhallt, weder
damals noch im 20. Jahrhundert. Damals haben viele F�rsten in
W�rttemberg und anderen Regionen diese Worte ernst genommen und ihr
F�rstentum judenfrei gemacht, die Juden vertrieben, Eigentum konfisziert,
Synagogen verbrannt oder gesch�ndet oder umfunktionert f�r andere
Zwecke. Und ich teile Rudi Pinkes Einstellung zu den Kirchenv�tern und
auch zu Luther, da� man hier sehr wohl differenzieren mu� und
unterscheiden mu� zwischen dem, was von Gott kam durch diese M�nner und
was bei weitem nicht von Gott kam. Es gibt Dinge, da habe ich hohen
Respekt vor M�nnern wie Luther, Augustinus und anderen. Aber an diesem
Punkt m�ssen wir leider diese deutliche Sprache reden und die Dinge beim
Namen nennen, damit wir von der finsteren Seite unserer Kirchen und
unseres Volkes wirklich Entlastung bekommen im Herrn. Das geht nicht
anders als �ber den Weg des Bekenntnisses und des offenen Gedenkens.
- Der sechste H�hepunkt � und ich denke, es ist wichtig, diese
Epoche auch noch mit in den Blick zu bekommen, auch hinsichtlich des
Dritten Reichs � ist der sogenannte aufgekl�rte Antisemitismus in
Deutschland. Dieser Deckmantel ist heute noch sehr lebendig � der
kirchliche nicht mehr so stark, aber der aufgekl�rte schon noch. All
diese Fakten habe ich aus dem Buch von Flannery entnommen. Er schreibt
zum Thema "aufgekl�rter Antisemitismus in Deutschland":
"Preu�en war das Schlachtfeld in der
Auseinandersetzung zwischen den Juden wie z. B. Mose Mendelsohn,
welche die Assimilation anstrebten, und einer Phalanx von Philosophen
und antisemitischen Autoren, von denen Schleiermacher, Fichte und �
man merke bitte auf � Goethe die bekanntesten waren." � Und
deswegen sage ich das hier, weil dieser Mann noch einen so
unwahrscheinlichen Einflu� hat auf unser Volk heute. � "In der
Tat wird Fichte von vielen als der geistige Urheber des rassistischen
Antisemitismus angesehen, der sp�ter ganz Deutschland erfassen sollte.
Von diesem Zeitpunkt an wurde Deutschland das konkurrenzlose geistige
Zentrum des Antisemitismus und die Quelle eines schier endlosen Stroms
antisemitischer B�cher und Traktate."
Das war Ende 18., Anfang 19. Jahrhunderts. Und dieser
Strom ergo� sich in zunehmender Breite, Tiefe und Vehemenz bis in das
Dritte Reich hinein. Das ist alles nicht von ungef�hr gekommen. Das war
kein �berfall aus finsterer Nacht. Das war etwas, was �ber
Jahrhunderte und Jahrhunderte hinweg, �ber Generationen hinweg, wie wir
es geh�rt haben, als Saat ausgestreut worden ist. Es war ein Wind, der
ges�t worden ist, und Sturm wurde geerntet. Saat und Ernte!
� Und dies
f�hrt uns zum siebten H�hepunkt: Hitler und der Holocaust. Davon haben
wir heute schon einiges geh�rt, und diese Dinge sind auch eher bekannt,
weshalb ich nicht weiter darauf eingehen m�chte.
Konsequenzen des Antisemitsmus in Deutschland
Das Fazit ist, wie schon gesagt wurde: Keine andere
Nation, kein anderes Volk in der Menschheitsgeschichte blickt auf eine
derartige Geschichte des Antisemitismus zur�ck, wie das deutsche Volk.
F�r mich ergeben sich daraus mindestens drei Konsequenzen; die ich ganz
kurz aussprechen m�chte.
Erstens: Aufgrund dieser Historie und Biographie
unseres Volkes gibt es zahlreiche massive Bindungen auf pers�nlicher und
famili�rer Ebene � Bruder Christoph H�selbarth hat sehr eingehend
davon gesprochen.
Zweitens: Dieses finsterste Kapitel der
Kirchengeschichte �berhaupt hat ihren Geburtsort, ihren N�hrboden und
ihre schlimmsten Auswirkungen im sogenannten christlichen Abendland. Und
genau dies ist das st�rkste Hindernis f�r eine Erweckung in Europa. Es
gibt nichts von vergleichbarer Heftigkeit, d�monischer Kraft und
zeitlicher Dauer.
Drittens: Wenn wir diese Dinge nicht aus der Gnade
Gottes heraus ans Licht und geistlich in Ordnung bringen k�nnen, soweit
der Herr uns dazu Gnade gibt; wenn wir uns dessen nicht annehmen, redlich
damit umgehen, so gut es uns der Herr m�glich macht und schenkt, dann ist
unser deutsches Volk in Zukunft in allergr��ter Gefahr. In Gefahr im
Sinne von Matth�us 25, im Sinne von Joel 4, im Sinne von Sacharja 12, im
Sinne dieses Tals der Entscheidung, auf das wir zugehen; im Sinne des
Endgerichts �ber die Nationen � in allergr��ter Gefahr! Es ist eine
Schicksalsfrage f�r unser Volk und f�r unsere Nation, uns dieser
Geschichte zu stellen. Wir sind eine Priesterschaft, die von Gott hier
zusammengerufen worden ist aus verschiedenen Generationen und
Hintergr�nden, um vor Gott ein Zeichen zu setzen und, wenn Gott Gnade
gibt, in eine neue Entwicklung, in eine neue Dimension hineinzutreten.
Dazu erbitte ich Gnade von Gott f�r dieses Wochenende. Ich bin dankbar
f�r alles, was der Geist Gottes gewirkt hat in diesen letzten 50, 55
Jahren auf der politischen und gesellschaftlichen Ebene, auf der
kirchlichen Ebene. Wir d�rfen nichts gering achten und nichts von dem
�bersehen, was schon gemacht worden ist. Aber es ist bei weitem noch
nicht abgeschlossen. Nein, in einem gewissen Sinn ist es erst ein Anfang,
ein Vorlauf gewesen zu dem, was noch n�tig ist.
Soweit die R�ckschau. Vieles kann nur angerissen und
angedeutet werden. Aber ich denke, im Zusammenspiel mit dem, was schon
gesagt worden ist, macht es uns die Dimensionen deutlich, mit denen wir es
zu tun haben als Christenheit und als Christen � und als Deutsche
insbesondere, als Christen in Deutschland.
Wo stehen wir in Deutschland heute?
Auch drei Aspekte, in aller K�rze nur angerissen.
- Erstens. Der Geist des Antisemitismus ist in Deutschland nicht sanft
entschlafen, wie viele Leute meinen, sondern im Untergrund � und
mehr und mehr wieder an die Oberfl�che kommend! � so m�chtig und
so wirksam wie eh und je. Diesem Drachen ist der Kopf noch nicht
abgehauen worden, sondern er lebt und wirkt in unserem Volk und �ber
unserem Volk noch mit gro�er Kraft und Macht. Ignatz Bubis hat gegen
Ende seines Lebens, als er all seine jahrzehntelang gen�hrten
Hoffnungen auf die Normalisierung zwischen Deutschen und Juden ein
St�ck weit zu Grabe tragen mu�te, viele Dinge anders gesagt als
�ber lange Zeit seines Lebens zuvor. Eines von den Dingen, die er
gesagt hat, ist: In der deutschen Intelligenz ist seiner Einsch�tzung
nach noch etwa ein Drittel latent oder offensichtlich antisemitisch
eingestellt. Und das zweite, was wir jetzt in unseren Tagen deutlich
sehen ist, da� der Rechtsradikalismus und die Duldung desselben, die
mehr oder weniger offensichtliche Akzeptanz desselben, nach wie vor
eine sehr gro�e Macht in unserem Volk darstellt. Und man k�nnte
weitere Punkte auff�hren.
- Zweitens � das ist auch schon angesprochen worden, und ich halte
es f�r sehr wichtig: Wie wir alle �berzeugt sind, die wir hier f�r
dieses Wochenende Verantwortung tragen, ist noch immer nicht auf
national bedeutsame und relevante Weise Bu�e getan worden �ber die
Schuld des Dritten Reiches, und der vorausgegangenen Jahrhunderte des
Antisemitismus. Es ist von einzelnen Bu�e getan worden. Aber es ist
noch keine Bu�e geschehen oder aufgebrochen, die eine Dimension
erreicht hat, die von nationaler Relevanz ist, die das Seelenbefinden
unseres Volkes tief ver�ndert und zurechtgebracht hat. Auf diese
Ebene ist die Bu�e in Deutschland bis heute noch nicht gekommen.
Jemand hat dies in ganz pr�ziser Weise zum Ausdruck gebracht, und
dieser Mann ist heute schon erw�hnt worden, n�mlich Elie Wiesel. Und
auch die Gelegenheit, zu der er das gesagt hat, ist heute schon
erw�hnt worden, n�mlich seine Ansprache vor dem Deutschen Bundestag
am 27. Januar dieses Jahres. Da hat er unter vielen anderen sehr
wichtigen Dingen folgendes gesagt. "Nach dem Krieg", sagte
dieser Mann unseren Volksvertretern, "erwarteten einige von uns
von einem besiegten und gedem�tigten Deutschland eine kraftvollere
Botschaft der Reue und Zerknirschung, die dem moralischen Anspruch
gem�� w�re; es war aber eher nur eine politische. Doch dann, seit
Konrad Adenauers Zeiten, sind Sie eine Demokratie geworden, die
w�rdig war, ihren Platz in der V�lkerfamilie einzunehmen. Ja, sie
haben Israel politisch, wirtschaftlich und strategisch konsequent
unterst�tzt. Ihre finanziellen Wiedergutmachungsleistungen an die
Opfer, vor allem die j�dischen, und das, was sie f�r die
Zwangsarbeiter nun als Gesetzesentwurf vorsehen, ist positiv. Aber
vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt gekommen f�r eine Geste, die
weltweites Echo f�nde."
Der Deutsche Bundestag mu� sich hier mit Recht von
einem Holocaust�berlebenden erstens sagen lassen: Wir haben damals auf
eine Botschaft gewartet, die auf einer tieferen Ebene war als die
Botschaften, die zu uns gekommen sind. Es wurde viel rationalisiert,
viel analysiert, viel erkl�rt, auch entschuldigt hier und dort, aber
mit dem Beigeschmack des verlorenen Ersten Weltkriegs, der hohen
Arbeitslosigkeit und der Weimarer Republik, die nicht richtig
funktioniert hat � mit Entschuldigungen als Hintert�r; mal mehr, mal
weniger, aber doch in pr�gender, in massiv �ffentlich wirksamer Weise.
� Das zweite, was dieser Mann uns sagt, ist: "Wir warten auf
diese Botschaft der Reue und der Zerknirschung bis heute." Und er
spricht hier eine gro�e Wahrheit aus. Ich glaube pers�nlich, Gott
m�chte unserem Volk, von der einfachen Bev�lkerung angefangen bis in
die politische Spitze, bis in die Medien hinein, noch einmal eine Chance
geben zu einer Bu�e, zu einer Zerbrochenheit, zu einer Betroffenheit zu
kommen, die wirklich von nationaler Relevanz ist und die die seelische
Befindlichkeit unseres Volkes nicht nur ankratzt, sondern tief ber�hrt
und ver�ndert. Aber ob dies passieren kann, ist in allererster Linie
eine Anfrage an den lebendigen Leib Jesu � an uns. Wir haben von Gott
das Mandat und die Verantwortung in unseren Scho� gelegt bekommen, und
er fragt uns, ob wir bereit sind, uns als Priesterschaft und als
prophetisches Volk diesem Anspruch zu stellen und f�r unser Volk in den
Ri� zu treten oder nicht. Wenn wir nicht in diese Betroffenheit und
Zerbrochenheit hineinfinden als Menschen, die vom Geist Gottes und vom
Geist Jesu und vom Wort Gottes inspiriert und erf�llt sind, wie k�nnen
wir es von irgend jemand anderem erwarten, liebe Geschwister? Dazu haben
wir nicht das Recht. Nur da, wo wir prophetisch vorausgehen und
priesterlich in den Ri� treten, kann Gott den Raum in der unsichtbaren
Welt dahingehend ver�ndern, da� etwas von uns �berschwappt in die
s�kulare Welt hinein, in die Gesellschaft hinein, die letztendlich
dringend auf diese Freisetzung wartet und sich auf ihre Weise zunehmend
und mit zunehmender Ernsthaftigkeit mit diesen Themen befa�t. Aber
dieses Erl�sende, dieses Freisetzende mu� vom Leib Jesu ausgehen. Von
wem soll es denn sonst ausgehen?
- Und drittens: Ich glaube mit meinen Br�dern und Schwestern hier,
Gottes Gnadenangebot �ber Deutschland ist noch immer g�ltig. Er hat
bis zu diesem Tag nach meinem Daf�rhalten und nach unserem
Daf�rhalten Seine Hand noch nicht zur�ckgezogen, obwohl Er schon
lang jedes Recht dazu gehabt h�tte. Es ist erstaunlich, die
unerme�liche Geduld Gottes anzusehen. Es gibt Zeichen der Hoffnung,
immer mehr Zeichen der Hoffnung, da� Gott sich danach sehnt und durch
das Wirken Seines Heiligen Geistes danach dr�ngt, da� hier in
unserem Land, in unserem Volk und angefangen im Leib Jesu etwas
durchbricht, was darauf wartet, durchzubrechen. In der Gesellschaft
die Diskussion �ber das Thema Aufarbeitung �
Holocaust-Gedenkst�tten, viele Gedenkst�tten da und dort, am
Obersalzberg, in N�rnberg, auf regionaler und lokaler Basis �
Gedenktafeln werden errichtet. Es ist eine Bewegung in der
Gesellschaft in Gang zu diesem Thema. Dann das andere, was mit der
gesellschaftlichen, wirtschaftlichen Diskussion aufgebrochen ist in
den letzten paar Jahren: das Nazi-Gold, das "braune" Gold
� jetzt die Zwangsarbeiter-Entsch�digung. Ich frage Sie, die diese
Entwicklungen aufmerksam beobachtet haben �ber die letzten 30 Jahre
vielleicht: Wer h�tte in den 70er und Anfang der 80er Jahre gedacht,
da� so etwas noch kommt? Wer h�tte das vermutet, da� wir noch
einmal aus der Lethargie aufwachen? Und unser Volk ist zumindest
ansatzweise, aber doch beachtlich dabei, sich in der n�chsten
Generation mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Das ist ein Zeichen
der Gnade Gottes. Und parallel dazu, w�rde ich sagen, sind ganz
�hnliche Dinge im Leib Jesus feststellbar; auch nicht von Anfang an,
nicht in den 50er und 60er und 70er Jahren. In der evangelischen
Kirche fing es im gro�en Stil erst Anfang der 80er Jahre an � in
der rheinisch-westf�lischen Kirche 1982 �, da� ein
Synodalbeschlu� gefa�t wurde, der sich ganz bewu�t losgesagt hat
von der antij�dischen Theologie, von der Ersatztheologie und sich
ganz bewu�t R�mer 9�11 zugewandt hat. Eine Landeskirche, eine
Landessynode nach der anderen schlo� sich dieser theologischen
Entwicklung an. Auch da ist noch manches, was man sich w�nscht. Aber
da ist zumindest theologisch weitaus mehr passiert als in den meisten
Freikirchen. Auch das mu� einmal gew�rdigt werden. Es sind Dinge am
Passieren, erst in der letzten Zeit, und es nimmt zu und es w�chst
� eine Offenheit, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen. Aber
damit es wirklich durchdringen kann, ist der Leib Jesu mehr als jeder
andere gefragt, seine prophetische und priesterliche Rolle
wahrzunehmen. Der Heilige Geist br�tet �ber Deutschland � eine
ausgestreckte Hand Gottes � ein Gnadenangebot. Die Frage ist, wie
reagieren wir als lebendiger, wiedergeborener, vom Heiligen Geist
erweckter Leib Jesu?
Zielsetzung und Merkmale der Gebets- Bu�- und
Aufarbeitungsbewegung
Ich m�chte schlie�en mit einigen Gedanken zu der
Frage: Was ist f�r uns hier und jetzt und heute dran? Ein St�ck weit
sind es Gedanken, die schon ausgesprochen worden sind; aber ich m�chte
sie gerne noch einmal zuspitzen d�rfen. Ich empfinde, da� Gott in
unserem Land eine Bewegung freisetzen m�chte, und Er ist in den letzten
vier Jahren dabei, sie freizusetzen � mit zunehmender Intensit�t in den
letzten ein bis zwei Jahren. Ich nenne das in meinen Worten eine Gebets-,
Bu�- und Aufarbeitungsbewegung. Diese Elemente greifen ineinander. Ich
bin sehr dankbar. F�r mich haben die Marienschwestern eine Vorreiterrolle
wahrgenommen durch Schwester Pista und die ganze Marienschwesternschaft,
die angefangen haben, die weltweite Christenheit zur Bu�e zu rufen �ber
diese fast 2000j�hrige Geschichte, angefangen auf dem Laubh�ttenfest in
Jerusalem, Oktober 97. Das war vor drei Jahren und ist in vielerlei Weise
und in vielen L�ndern und an vielen Orten aufgegriffen worden. Preist den
Herrn!
Wir sind jetzt dabei, aus der neueren charismatischen
Bewegung heraus durch Br�der wie John Mulinde und jetzt durch Leute wie
Dr. Michael Brown (durch sein neuestes Buch) und auf andere Weise �
durch verschiedene Leute von au�en her � auch hingef�hrt zu werden auf
die Zusammenh�nge zwischen dieser Form von Schuld und dem Ausbleiben von
Erweckung. Eine Gebetsbewegung f�ngt an zu greifen im Land. Das
W�chtergebet z�hlt mit dazu. Ich z�hle unsere Israel-Gebetsbewegung
dazu, die Konferenzen im M�rz mit 500 bis 600 Leuten f�r 3, 4 Tage, die
Gebets-Halbn�chte � wir waren jetzt in T�bingen Ende Juli zusammen mit
�ber 200 Leuten in der T�binger Offensiven Stadtmission. Dort begegneten
sich Israel-Bewegungen und -Freunde, zum Teil mit jahrzehntelangen
Anmarschwegen, mit den frischen geistlichen Aufbr�chen aus den letzten
Jahren, genauso wie sich hier an diesem Wochenende verschiedene Bewegungen
begegnen. Das ist die Gnade Gottes! Das ist in dieser Weise vorher noch
nicht passiert. Die verschiedenen Gebetsbewegungen, die Gott anregt und
aufbrechen l��t, m�ssen sich verbr�dern, eine gemeinsame Schau f�r
das gro�e Ganze bekommen und dann jeder in seiner Salbung, in seiner
Historie seinen Teil tun, aber in Respekt und Hochachtung und
konstruktiver Zusammenarbeit mit den anderen.
Dann aus dem Gebet heraus eine Bewegung der
Aufarbeitung. Was mit den Pest-Gottesdiensten geschehen ist, das ist eine
Strategie und eine M�glichkeit, und ich preise den Herrn daf�r. Aber
Gott will noch Dutzende verschiedener Strategien und M�glichkeiten
freisetzen, wie diese Aufarbeitung konkret werden kann und in unsere
Gemeinden, in unsere Orte und St�dte hineinfinden und geistlich wirksam
werden kann. Das sehe ich kommen, und das sehe ich aufbrechen, und ich
m�chte es gerne auch so benennen. Die Gebetsbewegung zum Thema Israel und
zum Thema Erweckung f�r Deutschland ist der Rahmen, ist der Mantel der
Autorit�t, in den eingebettet diese Aufarbeitungsbewegung ihren Platz
finden und ihren Dienst tun mu�. Es ist ja hier bei den Marienschwestern
genauso passiert. Die Gebetsbewegung dieser Schwesternschaft, die
Andachten, die Liturgien, die w�chentlichen und sonstigen Gebetstreffen
� das ist der N�hrboden von all dem, was dann an Ausdruck von
Vers�hnung, von Bu�e, von Auss�hnung hier gewachsen ist �ber die
Jahrzehnte. Und Gott ist dabei, noch einmal etwas Neues auf eine frische
Weise in einer n�chsten Etappe hier freizusetzen. In diesem Rahmen, unter
dem Stichwort des Gebets, der F�rbitte, der Gebetslast und der
Gebetsbewegung f�r Deutschland und f�r Israel m�chte ich sieben Aspekte
nennen, wie die Aufarbeitungs- und Bu�bewegung konkret werden kann. Ich
kann nicht lange bei jedem Punkt verweilen, sondern m�chte relativ z�gig
durchgehen. Und manches wiederhole ich. Aber ich denke, es schadet nicht.
- Das erste der sieben Merkmale oder Kennzeichen dieser
Aufarbeitungsbewegung als Teil der Gebetsbewegung, die ich f�r unser
Land sehe, ist die pers�nliche Herzensver�nderung, wie uns Christoph
H�selbarth und Rudi Pinke so wunderbar nahegebracht haben. Der
Schl�ssel zu allem anderen ist, da� wir selbst uns in unserem Herzen
von Gott ansprechen lassen, ber�hren lassen, �berf�hren lassen, wo
es n�tig ist. Das kann nicht aus dem Kopf heraus kommen. Das kann
nicht nur als eine Wahrheit kommen, die wir erkennen und versuchen,
anderen �berzust�lpen. Das Ganze wird nur kommen in dem Ma�, wie es
auf dem Weg unseres Herzens kommt und durch den Weg unseres Herzens
und unserer Existenz, in die Realit�t, in unsere innersten
Lebensbez�ge, unserer pers�nlichen Biographie, unserer
Familienbiographie, unserer Pr�gungen und Hintergr�nde.
- Ich m�chte dieser Bewegung zusprechen und den Herrn darum bitten,
da� Er uns die Gnade dazu gibt � wie auch wunderbar von allen, die
vorher gesprochen haben, gesagt worden ist �, da� es eine Bewegung
ist, die gekennzeichnet ist von Liebe und Barmherzigkeit. Ich sage das
uns Deutschen: Bitte keine militante Bewegung. Bitte keine fanatische
Bewegung. Bitte keine Bewegung, die versucht, andere mit Krampf und
Gewalt zu �berzeugen, mit einzusteigen. Es soll eine Bewegung sein,
die aus einer Zerbrochenheit unserer Herzen herauskommt, eine
Zerbrochenheit aus einer echten Betroffenheit und Identifikation
heraus, oder aus pers�nlichen Erfahrungen heraus. Wir k�nnen das,
was uns so wichtig ist, anderen nur dienend und liebevoll nahebringen.
Wir d�rfen niemanden �berfahren oder zwingen zu der Erkenntnis, die
wir bekommen haben. Liebe und Barmherzigkeit � das soll das Merkmal
dieser Bewegung sein. Und das hei�t, auch Geduld haben mit denen, die
vielleicht nicht so schnell mitkommen; Geduld mit uns selbst, wenn wir
l�ngere Zeit gebraucht haben. Gnade mu� Raum greifen. Wir k�nnen
nicht erwarten, da� Gottes Gnade in unserem Land Raum greift, wenn
wir selbst so ungn�dige Leute sind. Das funktioniert nicht.
- Raum f�r biblische Lehre. Alles, was mit dem Thema Aufarbeitung,
Bu�e, stellvertretender Bu�e oder was auch immer die Begriffe sind,
die Gott uns hier gibt oder die wir uns nehmen, diese ganze Bewegung,
die Dynamik, die damit verbunden ist, mu� immer wieder und m�glichst
von vornherein sehr klar und sorgf�ltig biblisch fundiert werden. Das
k�nnen wir heute nicht leisten, weil wir einen anderen Auftrag haben.
Dieses Wochenende ist keine Lehrkonferenz, sondern eine Bu�konferenz.
Deswegen wird hier nicht so viel gelehrt, sondern zur Bu�e
vorbereitet. Aber die biblische Lehre ist enorm wichtig, damit das
Ganze nicht in irgendeiner Weise rechts oder links oder wo auch immer
abgleitet, abdriftet und entweder religi�s wird oder emotional wird
oder fanatisch oder flach. Verk�ndigung und Offenbarung auf der Basis
biblischer Lehre sind der Schl�ssel, damit diese Bewegung ein
gesundes Fundament bekommt und ihr Ziel erreicht.
- Was ich uns als Viertes mitgeben m�chte � und auch das ist
wichtig, vor allen Dingen f�r uns mit charismatischem Hintergrund;
das haben die Evangelikalen und kirchlich Gepr�gten besser gelernt
als wir �: die sorgf�ltige Recherche. Ich bitte um Zusammenarbeit
an dieser Stelle. Prophetische Impulse k�nnen uns den Weg weisen,
Intuition und Herzensbewegung k�nnen uns die Richtung zeigen � aber
ehe wir an die �ffentlichkeit gehen, ehe wir Dinge auf breiter Basis
proklamieren, m�ssen wir sichergehen, da� die Dinge, die wir sagen,
Hand und Fu� haben. Und das Recherchieren gilt f�r beide Seiten:
einerseits f�r die Seite der Schuld, die vorgefallen ist � aber
bitte, liebe Geschwister, gleichzeitig genauso sorgf�ltig f�r die
Seite: Was ist schon an Aufarbeitung und Vers�hnung passiert? Wir
d�rfen zum Beispiel nicht davon ausgehen oder als freikirchliche
Leute, die jetzt dieses Herz f�r Israel entdecken, so tun, als
h�tten die gro�en Kirchen sich nie mit dem Thema auseinandergesetzt.
Das stimmt einfach nicht. Der lutherische Weltbund hat sich
auseinandergesetzt mit Luthers Antisemitismus. Ob sie zum Ziel
gekommen sind mit der Auseinandersetzung, ist ein anderes Thema. Die
Synoden und die Landeskirchen haben sich auseinandergesetzt. Ob sie
damit schon fertig sind, ist ein anderes Thema. Aber wir d�rfen nicht
so tun, als w�re hier nichts gewesen � und umgekehrt auch. Und wenn
wir an die Orte, an die St�dte denken. Ehe wir gro� zur Bu�e
aufrufen und B�rgermeister und Christen oder Abgeordnete oder sonst
jemanden anschreiben, m�ssen wir, liebe Freunde, erst einmal
recherchieren: Was ist auf den Ebenen, die wir ansprechen und zur
Bu�e rufen, etwa schon passiert? Manchmal, so werden wir feststellen,
ist eine ganze Menge passiert. Dann werden wir klar definieren
k�nnen, welche L�cken noch offen sind. F�r die wird uns Gott einen
Auftrag geben, da� wir uns darum bem�hen. Aber nicht oberfl�chlich,
nicht pauschal, nicht blau�ugig bittesch�n. Gut recherchieren und an
dem Punkt der Recherche bitte auch zusammenarbeiten mit Historikern,
mit Archivaren, mit Gesellschaften und Gruppierungen, die sich auf
ihrer Ebene lange mit dem Thema besch�ftigt haben, auf der
gesellschaftlichen oder der historischen Ebene. Wenn wir hier
geistlich pr�zise werden wollen, auch im geistlichen Kampf, und nicht
mit der Faust in die Luft schlagen, ohne zu wissen, wohin wir zielen,
dann m�ssen wir hier sehr sorgf�ltig sein. Es ist genauso wie in der
Seelsorge: Wenn wir nur Larifari machen und ganz allgemein
Wischiwaschi seelsorgerliche Fragen ansprechen, dann wird auch das
Ergebnis Larifari und Wischiwaschi sein.
Je pr�ziser, konkreter und begr�ndeter wir mit
diesen Themen umgehen, um so st�rker wird das Ergebnis sein.
Sorgf�ltige Recherche, Konkretion � ich wiederhole es und werde nicht
m�de, es zu wiederholen �, Konkretion und Pr�zision sind bei diesem
Thema entscheidend. Was ist in meiner Familie geschehen? Soweit Gott
Gnade gibt, dar�ber zu sprechen, la�t uns versuchen herauszufinden,
was passiert ist. Was ist in meiner Ortschaft und in meiner Stadt
geschehen? Die Marienschwestern, die meisten von euch kennen das, haben
recherchiert und festgestellt, da� zwischen dem 11. und dem 16.
Jahrhundert an 388 deutschen Orten � ein paar wenige St�dte habe ich
vorhin genannt � �ber 591 Pogrome stattgefunden haben. Und liebe
Freunde, jetzt die Frage: An wie vielen dieser 388 Orte ist jemals schon
in angemessener Weise Bu�e getan worden, ist dies ans Licht gebracht
worden, ist es �ffentlich als Fehlverhalten vor Gott und vor Menschen
genannt worden? Es gibt welche, vielleicht zwei, drei Dutzend, w�rde
ich sch�tzen. Ich habe jetzt nicht sorgf�ltig recherchiert; es ist
eine Vermutung anhand einiger Informationen, die ich habe. Aber gewi�
ist, da� der weitaus gr��ere Teil sich dieser Geschichte noch nicht
angemessen gestellt hat.
Was ist denn eigentlich in meiner Ortsgemeinde
geschehen? Das ist eine sehr sensible Frage � eine Frage, bei der ich
darum bitten m�chte, nicht kreuzfahrerisch, sondern sehr sensibel damit
umzugehen. Aber trotzdem mu� die Frage gestellt werden und ich glaube,
da� der Heilige Geist sie stellt: Was ist in meiner Ortsgemeinde
geschehen? Wie hat sie sich zwischen 1933 und 1945 verhalten und in der
Zeit davor und danach? Was ist in der Gemeinde Jesu in meiner Stadt
gelaufen w�hrend dieser Zeit? Wie haben sie sich verhalten zu den
Pogromen in der Vergangenheit? � zur Naziverfolgung? � zur
Reichs-Pogromnacht? � zu den Transporten � zu den Sammlungen? � zu
den Verschleppungen? Ich m�chte hier versuchen, auch nicht einen
einzigen Moment mit einem Schatten von Anklage oder Verdammnis
r�berzukommen. Ich identifiziere mich genau mit dem, was Rudi Pinke
gesagt hat: Wer wei�, wo ich gewesen w�re in der Zeit? Und wenn ich
irgend etwas habe an Offenbarung und Erkenntnis, wieviel es auch sein
mag und wieviel es auch wert sein mag, das ist nur Gnade. Ich kann mich
�ber niemanden erheben. Und niemand von uns sollte sich bitte �ber
irgend jemanden erheben. Und doch, in aller Sanftmut gefragt und gesagt,
mu� letztlich die Frage aufbrechen in unseren �rtlichen Bez�gen, in
unseren Gemeinden: Wie haben wir uns denn verhalten?
Ich bin in der Kommunikation mit dem M�hlheimer
Verband, mit der Evangelischen Allianz zu diesen Fragen noch nicht sehr
weit vorgedrungen, aber es findet zumindest ansatzweise ein Gespr�ch
statt zu dem Thema. Und das Ma� an Aufarbeitung ist sehr anf�nglich,
sehr ansatzweise. Das ist ein Thema, das ist sch�tzungsweise zu 90 bis
95% noch unbearbeitet. Aber bitte, la�t uns jetzt nicht als die
Kreuzritter vom Land Kanaan kommen und unsere Gemeinden �berfallen!
La�t uns das als F�rbitter und Priester aufnehmen und sensibel sein
auch dahingehend, mit Ihm zu gehen, wenn der Heilige Geist sich in
dieser Richtung zu bewegen anf�ngt � und daf�r zu beten, da� Er
sich bewegt.
Einen Punkt habe ich vergessen, der auch sehr wichtig
ist: La�t uns auch an unsere sozialen und beruflichen Bez�ge denken.
Die Zwangsarbeiter-Entsch�digung bringt das Thema stark hoch f�r die
Industrie. Aber es ist zu fragen und zu recherchieren: Was ist im
Bereich der �rzteschaft an Aufarbeitung passiert? Was ist im Bereich
der Lehrerschaft und des Erziehungswesens an Aufarbeitung passiert? Was
ist im Bereich der Sozialdienste an Aufarbeitung passiert? Was ist im
Bereich � man kann jeden Berufsstand nennen, den man will �
passiert? Die Handwerkerschaft ist stark betroffen durch das
St�ndewesen im Mittelalter � aber es gibt wohl kaum eine Berufsgruppe
mit Tradition, die hier nicht auch etwas aufzuarbeiten h�tte. Jeder
kann in seinem Beruf, in seinem beruflichen Umfeld anfangen, daf�r zu
beten, da� Gott hier etwas anf�ngt und das, was jetzt in der Industrie
aufgebrochen ist, auch in verschiedenen anderen Bereichen und sozialen
Bez�gen aufzubrechen beginnt. Es geh�rt mit dazu, und da hat fast
jeder Christ, der einen Beruf aus�bt, wenn er nicht selbst�ndig ist,
die M�glichkeit, zumindest als F�rbitter und Priester zu Gott zu rufen
und vielleicht auch einmal nachzuforschen, wenn Gott es ihm ins Herz
gibt.
5. La�t uns, wie es uns die Marienschwestern
vorgemacht haben, von Gott geistliche, g�ttliche Strategien und
Vorgehensweisen erbitten zu diesem Thema "Aufarbeitung". Ich
denke, da� der Geist Gottes hier eine gro�e Vielfalt und Kreativit�t
unter uns freisetzen m�chte. F�r die Charismatiker, die meine Sprache
verstehen, m�chte ich sagen: eine apostolische Dimension freisetzen in
dieser ganzen Geschichte. Wir d�rfen nicht kleinkariert und
dilettantisch und quietistisch mit dieser Sache umgehen. Wir m�ssen vor
allen Dingen uns als Israelfreunde und Leute mit einem Herzen f�r
Israel von Gott zusammenf�hren lassen, wie das an diesem Wochenende
hier geschieht. Niemand mu� sich alleine abm�hen und kann hier das
Ziel erreichen. Nur wo Gott uns zusammenf�hrt, ich sage so gerne, wo
Gott uns "vernetzt", wo Gott den Leib baut und zusammenf�gt
in den verschiedenen �mtern und Gaben und Berufungen und Talenten und
Charismen, da wird eine Qualit�t und eine Kraft freigesetzt, die wir
brauchen, damit wir aus dem Thema des spionagehaften Vorarbeitens �
10, 12 Spione � in das Thema der Eroberung des neuen Landes � also
ein ganzes Volk, eine geschlossene Mannschaft � hineinwachsen. Die
ganzen letzten Jahre haben Spionagearbeit, haben Vorarbeit geleistet.
Aber Gott m�chte etwas Neues. Er m�chte uns auf eine andere Ebene
bringen. Und das braucht diese Mentalit�ts�nderung in uns allen, da�
wir uns aus den verborgenen und versteckten Ecken hinausf�hren lassen
m�ssen, um zueinander zu kommen � um auch wieder Heilung zu finden
zwischen den Israelfreunden und den Ortsgemeinden, wo soviel Not und
Leid gelaufen ist in den letzten 20 Jahren � um wieder in eine Einheit
zu kommen zwischen den Israelwerken und den anderen geistgewirkten
Bewegungen unseres Landes � in eine Einheit zu kommen zwischen den
Freikirchen und den gro�en Kirchen, da, wo, wir in
diesem Thema in Jesus eins sind. Aus dieser Versprengtheit und
Einzelg�nger- und Einzelk�mpfermentalit�t wollen wir uns herausholen
lassen � kreativ werden, kommunikativ werden, kooperativ werden und
uns von Gott geistliche Phantasie und Kreativit�t schenken lassen,
Strategien und Vorgehensweisen, die nicht militant sind, die nicht
menschlich, nicht Fleischeswerke sind, sondern die vom Geist Gottes
geboren sind, um uns hier in diese Bewegung der Aufarbeitung
hineinzuf�hren, die ja eine gewisse Gr��enordnung und Dimension
bekommen mu�, wenn sie national relevant werden will.
6. Den 6. Punkt habe ich aus einem �berflie�enden
Herzen heraus schon mit hineingenommen, weil da wirklich mein Herz
schl�gt. Es schl�gt f�r den Leib Jesu, gerade auch in Bezug auf
Israel. Das eine sind die Strategien und Vorgehensweisen, die geistliche
Kreativit�t. Und das sechste ist dann tats�chlich das Thema
Zusammenarbeit. Das ist f�r mich so kostbar an diesem Wochenende, da�
sich das hier schon demonstriert. Und ich glaube, gerade an dieser
Stelle werden hier Zeichen von allergr��ter Bedeutung gesetzt.
7. Der 7. Punkt ist mit Abstand nicht letztens,
sondern ganz, ganz zentral und wichtig, wie auch schon angesprochen
heute: Das Merkmal dieser Gebets-Bu�-Aufarbeitungsbewegung mu� mit
beinhalten und mu� sein, da� wir auch zu den j�dischen Menschen
hingehen, auf sie zugehen, sie ber�hren und ihnen sagen, was unser Herz
bewegt � zu dem Zeitpunkt, wann es dran ist, und in der Weise, wie es
dran ist, wenn Gott sie vorbereitet hat, es zu empfangen, und uns
vorbereitet hat, es zu sagen. Ganz wichtig f�r Bu�e sind die Fr�chte
der Bu�e. Und die Fr�chte der Bu�e m�ssen sich zuerst an den
Menschen zeigen, denen dieses Unrecht geschehen ist.
Wir m�ssen Israel segnen k�nnen. Wir m�ssen das
j�dische Volk segnen k�nnen von ganzem Herzen. Wir m�ssen sie
tr�sten k�nnen. Wir m�ssen sie ehren und wertsch�tzen k�nnen aus
dem Geist heraus � nicht aufgrund menschlicher Faktoren, sondern aus
dem Geist heraus wertsch�tzen, ehren, achten, lieben, tr�sten,
st�rken, ermutigen. Und ihnen praktisch helfen in genauso gro�er
Vielfalt, in genauso gro�er Kreativit�t der Liebe ihnen praktisch
helfen. Und wie Christoph H�selbarth schon gesagt hat: Wir bekommen
demn�chst eine Gelegenheit hier vor unsere T�r gestellt von
geschichtlich und geistlich einzigartiger Gr��enordnung, wenn in
absehbarer Zeit, vielleicht sehr bald, Zehntausende, m�glicherweise
Hunderttausende von j�dischen Menschen aus den Ostgebieten an unseren
Grenzen stehen und in unser Land wollen. Wenn wir als Gemeinde Jesu und
auch auf politischer Seite herausgefordert sind, darauf zu reagieren,
tun das die meisten wahrscheinlich mit sehr gro�er �berraschung und
mit all den Unsicherheiten und Fragen, die dann aufkommen, auch mit
K�mpfen, wie sie in der �ffentlichen Meinung und in der kirchlichen
Meinung dann aufbrechen werden. Darauf sollten wir uns vorbereiten, da�
wir diese Chance, die Gott unserem Volk gibt, nutzen, um Fr�chte der
Bu�e zu zeigen � aber wie gesagt, es braucht einen Vorlauf. Deswegen
geh�ren diese Dinge ganz eng zusammen. Aber der 7. Punkt ist und
bleibt: Zeichen der Reue, Zeichen der Bu�e, Fr�chte der Bu�e, Zeichen
der Wertsch�tzung auf vielf�ltigste Weise in unserer Haltung, in
unseren Begegnungen, in unserer Tat zum Ausdruck gebracht.
Diese sieben Merkmale sehe ich und m�chte ich von
meiner Seite aus hineinsprechen in diese Bewegung. Und ich m�chte zum
Schlu� kommen, indem ich noch einmal die drei Bibelstellen vorlese, die
ich anfangs schon vorgelesen habe in der Hoffnung, da� der Geist Gottes
diese drei Stellen noch etwas tiefer und konkreter mit Leben f�llt durch
das, was gesagt worden ist.
Wenn nun mein Volk, �ber das mein Name genannt ist,
sich dem�tigt, da� sie beten und mein Angesicht suchen und sich von
den b�sen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her h�ren und
ihre S�nden vergeben und ihr Land heilen.
Aber wenn wir sagen, wir haben keine S�nde, so
betr�gen wir uns selbst und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir
aber unsere S�nden bekennen, so ist er treu und gerecht, da� er uns
die S�nden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.
Denn wo die S�nde m�chtig geworden ist, genau da
m�chte sich die Gnade Gottes als um so m�chtiger erweisen. Amen.
Weitere interessante Beitr�ge gibt es auch auf der
Website der
Christlichen Freunde Israels
e.V., (deutscher Arbeitszweig)
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