1000 Jahre Antisemitismus

 

 

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Historischer Kalender

 

 

1000 Jahre Antisemitismus

 

Gottes Gnadenangebot

Harald Eckert

Christliche Freunde Israels, Altensteig

Samstag, 26.8.2000, in der Jesu-Ruf-Kapelle auf Kanaan

Ich bin sehr bewegt von dieser Gelegenheit und M�glichkeit, hier und heute einen Beitrag leisten zu d�rfen, und bin mit gro�er Erwartung zu diesem Wochenende gekommen. Vielleicht ein paar kleine Vorbemerkungen:

Vorbemerkungen

Wir sind f�r diesen Anla�, zu dem wir heute hier sind, eine auftragsbezogene Familie. Und das Besondere an dieser Familie ist, da� es eine Familie aus verschiedenen Generationen ist, aus verschiedenen gemeindlichen Hintergr�nden, aus verschiedenen Pr�gungen. Das ist f�r mich etwas sehr, sehr Kostbares. Wenn man sich �berlegt: Die Marienschwestern � ich fange seit einem Jahr etwa erst an, sie n�her kennenzulernen � galten f�r mich immer schon als eine der geistlichen Gr��en dieses Landes, einer der Pl�tze, an denen Bu�e getan worden ist und dadurch ein Grund daf�r gelegt worden ist, da� Gott uns als ein Volk bis heute Gnade geben konnte und Seine Hand nicht zur�ckgezogen hat. Ich bin zutiefst dankbar und voll Respekt und Hochachtung vor dem, was diese Schwestern �ber die Jahrzehnte f�r unser Land und dar�ber hinaus darstellen im Geiste.

Da� wir hier zusammenkommen, Christen aus der Erweckungsbewegung der Nachkriegszeit und Christen aus den geistlichen Aufbr�chen unserer Zeit und hier an dieser Nahtstelle in eine Koalition, in eine geistliche Verbr�derung hineinfinden und gemeinsam f�r unser Land in den Ri� treten, halte ich f�r etwas ganz Gro�es und Besonderes. Es ehrt mich, mit meinem kleinen Beitrag daran Anteil haben zu d�rfen. Von den verschiedenen Hintergr�nden her m�ssen wir uns alle ein bi�chen aneinander gew�hnen: die Marienschwestern an die Gruppen, die mehr aus der charismatischen Bewegung der neueren, der j�ngeren Zeit kommen; und umgekehrt wir an die Marienschwestern mit ihrem Stil und ihrer Pr�gung. Aber es ist etwas Gr��eres, was uns verbindet, und das ist die Liebe zu unserem Volk, die Liebe zum Volk Israel und die Last, da� Gott uns Gnade geben m�chte, damit sich der Fluch zum Segen, die S�nde zur Gnade wendet. Das ist gr��er, wesentlich gr��er und bedeutsamer als alle Unterschiedlichkeiten, an die wir uns vielleicht erst noch gew�hnen m�ssen.

Ich m�chte kurz beten und, "Vater im Himmel, Dich im Namen Jesus um Deinen Schutz bitten und um die Leitung und Vollmacht des Heiligen Geistes, ohne den wir nichts verm�gen. Alle Offenbarung kommt von Dir, Heiliger Geist, alle �berf�hrung. Es ist nichts, was wir aus uns selbst machen k�nnten. Wir k�nnen uns nur Dir hinhalten und sagen: Geist Gottes, komm Du jetzt und tu Du Dein Werk in unserer Mitte, an unseren Herzen, in unserem Zusammensein, da� das zustande kommt in Jesu Namen, was Du Dir vorgenommen hast f�r jeden einzelnen von uns, f�r dieses Wochenende und f�r unser Land und unser Volk und unsere Beziehung zum Volk Israel. In Jesu Namen. Amen."

Die �berschrift �ber diesem Nachmittag lautet "Gottes Gnadenangebot". Ich habe mir diese �berschrift zu eigen gemacht, auch f�r die Dinge, die ich gerne sagen m�chte. Ich m�chte drei Bibelstellen an den Anfang stellen, die davon sprechen, wie das Gnadenangebot Gottes uns erreichen, betreffen und ver�ndern kann. Alles drei sehr bekannte Stellen, die uns als Leitlinie dienen sollen f�r diesen Nachmittag, auch f�r den Bu�teil, und dann in den Abend hineinm�nden, wo wir Gottes Gr��e preisen wollen.

Die erste Stelle ist 2. Chronik 7,14: "Und wenn dann mein Volk, �ber das mein Name genannt ist, sich dem�tigt, da� sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren b�sen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her h�ren und ihre S�nde vergeben und ihr Land heilen."

Die zweite Stelle 1. Johannes 1,8�9: "Wenn wir sagen, wir haben keine S�nde, so betr�gen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre S�nden bekennen, so ist er treu und gerecht, da� er uns die S�nden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit."

Und die dritte Stelle, heute schon mehrmals genannt, ist R�mer 5,20b: "Wo aber die S�nde m�chtig geworden ist, da ist doch die Gnade noch viel m�chtiger geworden."

Das ist aller Grund und der einzige Grund unserer Zuversicht und unserer Hoffnung � f�r uns pers�nlich, f�r unser Land, f�r die Gemeinde Jesu. Wir sind an diesem Wochenende zusammen, um �ber S�nde und Schuld zu sprechen. Gedenken ist der erste Teil dieses dreifachen Schrittes an diesem Wochenende. Gedenken hei�t, sich zur�ckerinnern � hei�t, den Dingen ins Angesicht zu sehen. Wir sind heute schon mit sehr massiven Dingen konfrontiert worden und werden heute nachmittag noch mit weiteren Dingen konfrontiert werden. Das ist ein schmerzlicher Weg. Das ist keine leichte Kost, aber eine, an der wir nicht vorbei k�nnen, wenn wir auf der Grundlage des Gedenkens wirklich in die Bu�e und dann auch in die Freisetzung hineinkommen wollen.

Alle drei Bibelstellen sprechen genau davon: da� es keine Abk�rzung gibt zur Erl�sung, keine Abk�rzung gibt zur Vergebung, keine Abk�rzung gibt zum Heil � und ich f�ge hinzu: auch: keine Abk�rzung gibt zur Erweckung. Es gibt nur einen Weg. Und das ist der Weg, da� die Dinge, die in der Finsternis sind und waren, ans Licht kommen m�ssen. Das ist der einzige Weg. Daf�r ist Jesus gestorben und hat den Weg frei gemacht, da� dies m�glich ist. Aber dieser Weg wiederum ist voller Hoffnung und voller Verhei�ung und voller Kraft. Wir d�rfen mit Zuversicht auf diesem Weg dahingehen; aber nicht die Abk�rzung, sondern den langen Weg, den geraden Weg, den schmalen Weg, wie es in der Bibel hei�t.

Das hei�t auch: Mein Vortrag wird zwei Teile haben. Im ersten Teil werde ich �ber S�nde sprechen m�ssen und im zweiten Teil �ber das, was ich als das Gnadenangebot Gottes empfinde, wie es heute auch schon sehr sch�n zum Ausdruck gebracht worden ist.

Ich m�chte eine Sache vorausschicken, die vielen von uns bekannt ist, die aber nicht oft genug gesagt werden kann. Gerade auch in Kreisen, die sich mit Bu�e und mit Israel besch�ftigen, m�ssen wir uns selbst immer wieder daran erinnern: Es gibt einen Unterschied zwischen �berf�hrung und Verdammnis. Es waren die Marienschwestern selbst, die bei jedem Vorgespr�ch und bei jeder passenden Gelegenheit deutlich gemacht haben: Wir gehen dieses Wochenende an im Zeichen des Sieges Jesu, im Zeichen Seines Kreuzestodes stellvertretend f�r unsere Schuld und die Schuld aller Menschheit. Das ist die Basis, mit der wir anmarschieren, und das ist das Ziel auf das wir zugehen. �berf�hrung ist vom Geist Gottes gewirkt. Das Zeichen von �berf�hrung und der Unterschied zur Verdammnis ist, da� �berf�hrung immer mit einer offenen T�r, mit einer ausgestreckten Hand verbunden ist, immer mit Hoffnung, immer mit Gnade, mit einem Gnadenangebot. Verdammnis ist bedr�ckend, Verdammnis zeigt keine T�r auf, zeigt keine Hoffnung auf. Da schwingt nicht die v�terliche Liebe Gottes mit, sondern da schwingt die Anklage des Feindes mit.

Wir sind heute hier und stellen uns allen ernsten Dingen unter dem Zeichen des Sieges am Kreuz, unter dem Zeichen des Blutes des Lammes, das vergossen ist. Das ist unsere Grundlage. Und nur auf dieser Basis wage ich es und wagen wir es, der S�nde zu gedenken und der Schuld zu gedenken, die so unfa�bar ist und so unaussprechlich und die wir heute immer nur ganz kurz und immer noch viel zu oberfl�chlich nur anrei�en k�nnen.

Ich m�chte �ber zwei Aspekte der Schuld sprechen. Einmal �ber die Schuld der Christenheit und dann auch noch einmal kurz �ber die Schuld von uns Deutschen. Ich werde vieles zitieren, um uns dies nahezubringen. Das ist meine Art und Weise, mit der ich gerne versuche, wichtige Aussagen auf den Punkt zu bringen Diese Zitate k�nnen nachgelesen werden an verschiedenen Stellen. Die Buchhinweise sind gegeben. Ich m�chte auch darauf hinweisen, da� dieser Vortrag in der n�chsten Zeit in die Internet-Seiten der Christlichen Freunde Israels hineingestellt werden wird und da� da auch die Passagen herausgeholt und abgedruckt werden k�nnen. Unsere Internet-Adresse lautet: www.cfri.de Es mu� also jetzt nicht jeder krampfhaft versuchen, mitzuschreiben. Das w�re wohl eine �berforderung.

 

 

 

Anf�nge des kirchlichen Antisemitismus

 

Die Anf�nge gehen sehr, sehr weit zur�ck. Es gibt schon erste Dokumente und Zeitzeugen unmittelbar nach Abschlu� des ersten Jahrhunderts, die von einem ansatzweisen christlichen Antisemitismus zeugen. Ein erster Meilenstein in der Entwicklung des christlichen Antisemitismus ist f�r mich mit dem Namen Origines verbunden, der einerseits zu den Kirchenv�tern gez�hlt wird, andererseits aber auch als Ketzer verurteilt worden ist und von daher auch in der Kirche selbst eine zwiesp�ltige Rolle spielt. Aber trotz aller Verurteilung und trotz aller Zwiesp�ltigkeit hat er einen unwahrscheinlich gro�en Einflu� auf die Entwicklung der fr�hkatholischen Kirche und der sp�teren Christenheit genommen.

Eine starke Pr�gung ist von diesem Mann ausgegangen, im Prinzip die Pr�gung: weg von den hebr�ischen Wurzeln hin zu den griechischen Wurzeln. Origines war sehr stark beeinflu�t von der damals aufkommenden neuplatonischen Lehre und hat seine Bibelauslegung sehr stark von diesem Gedankengeb�ude her formuliert und insbesondere die Methode der allegorischen Schriftauslegung aufgrund dieser Denkweise eingef�hrt. Er war es, der theologisch die Grundlage daf�r gelegt hat, da� die alttestamentlichen Stellen, die sich eindeutig und bleibend auf Israel beziehen, allegorisch angewandt worden sind auf die Kirche, allerdings mit der Schizophrenie, die heute schon angesprochen worden ist, da� tats�chlich nur die Segensteile der Kirche zugeschrieben und die Fluchteile dem j�dischen Volk belassen worden sind. Jeder, der einigerma�en logisch denkt und scharfsinnig diese Sache anschaut, entdeckt hier einen Widerspruch und eine Schizophrenie, die mit keiner Grundregel sauberer biblischer Exegese zu vereinen ist. Das ist eine d�monische Verf�hrung gewesen, die diesen Mann leider �berfallen hat und durch ihn auf so schreckliche Weise in die Theologie der Christenheit hineingekommen ist.

Wir kommen zu einem weiteren Meilenstein in dieser Entwicklung, dem ber�hmten Kaiser Konstantin. Die meisten von uns wissen, was mit dem Begriff "konstantinische Wende" verbunden ist. Konstantin markiert eine Z�sur innerhalb des R�mischen Reiches: zuvor eine Staatsmacht, die das Christentum zum Teil toleriert, zum Teil aber auch sehr heftig verfolgt hat � dann die Annahme des Christentums, erst im Sinne der Religionsfreiheit, sp�ter im Sinne einer Staatsreligion unter Ausschlu� aller anderen Glaubensrichtungen. Konstantin selbst hat sich sehr stark ins kirchliche Leben eingemischt und hat nach dem Konzil von Nic�a 325 n. Chr., auf dem entschieden wurde, die Feiertage sollten neu geordnet werden und sich nicht mehr nach j�dischen, sondern nach heidnischen Vorgaben richten, einen Brief verfa�t. Dieser war an die weltweite Christenheit, soweit sie damals schon bestand, gerichtet, mit dem Ziel diese Entscheidung in aller �ffentlichkeit bekanntzugeben. Ich zitiere einige S�tze aus dem Brief. Dabei wird die Motivation sehr deutlich hervortreten:

"Konstantin August an die Gemeinden. Als beim Konzil von Nic�a die Frage des heiligen Festes Ostern aufkam, wurde einstimmig beschlossen, da� dieses Fest von allen und �berall am gleichen Tag gefeiert werden sollte. Denn es erschien jedem eine �u�erst unw�rdige Tatsache, da� wir in diesem �u�erst heiligen Fest den Gewohnheiten der Juden folgen sollten, welche � verdorbene Schufte! � ihre H�nde befleckt haben mit einem ruchlosen Verbrechen. Es ist nur gerecht, da� sie in ihrem Sinn erblindet sind. Es ist daher passend, wenn wir die Praktiken dieses Volkes zur�ckweisen und in aller Zukunft das Begehen dieses Festes auf eine legitimere Art feiern. La�t uns also nichts gemeinsam haben mit diesem �u�erst feindlichen P�bel der Juden."

Etwa ein halbes Jahrhundert sp�ter, zur Zeit des gro�en Augustinus, der nicht ganz so scharf gegen die Juden gehetzt hat, aber theologisch genauso stand wie die meisten anderen Kirchenv�ter dieser Zeit, war unter den Kirchenv�tern der schon erw�hnte Chrysostomos. Er galt als der gro�artigste und eloquenteste Prediger seiner Tage. Er war hoch angesehen, aber er war ein Judenhasser und hat seine Eloquenz benutzt � �ber Jahre hinweg, konsequent �, um gegen die Juden zu hetzen. Er hat ein Vokabular gepr�gt, das in den Jahrhunderten darauf in den verschiedensten Abwandlungen zu einer Todesfalle f�r die j�dische Bev�lkerung werden sollte. In einer seiner vielen Predigten zu diesem Thema sagt er z. B. Folgendes � ich zitiere hier aus dem Buch von Edward Flannery, einem katholischen Historiker, der �ber die 23 Jahrhunderte des Antisemitismus sehr wissenschaftlich und akkurat geschrieben hat. Der allergr��te Teil des Buches galt dem 18. Jahrhundert, dem kirchlichen Antisemitismus. Er schreibt:

"Die Juden sind allesamt l�stern, Vergewaltiger, geizig, perfide Banditen, M�rder, Randalierer, vom Teufel besessen, schlimmer als die wildesten Tiere, Kindsm�rder, schmutzig, gottlos. Ihre Synagogen sind Hurenh�user, R�uberh�hlen, Wohnorte des Teufels. Das gleiche gilt auch f�r ihre Seelen." Er prophezeite den Juden: "Wegen ihres Mordes an Christus sind sie durch den Zorn Gottes f�r immer versto�en und bestraft, ohne Land und ohne Tempel, f�r immer dem Joch der Knechtschaft unterworfen." Ich f�ge hier etwas ein: Gemeint ist von ihm und auch von Augustinus und anderen: dem Joch der Knechtschaft unter Christen unterworfen. Ich fahre fort mit dem Zitat: "Gott ha�t die Juden und wird sie immer hassen." Und etwas sp�ter schlie�t er mit einem Appell an die Christen, der folgenderma�en lautet: "Es ist die Pflicht der Christen, die Juden zu hassen. Je mehr wir Christus lieben, desto mehr m�ssen wir die Juden bek�mpfen, die ihn hassen."

Das war um 380 nach Christus. Dieses Vokabular und diese in gr��ter �bereinstimmung g�ngige theologische Grundeinstellung gegen�ber dem j�dischen Volk hatte immense Konsequenzen. Zun�chst einmal die Konsequenzen, da� man die Kapitel 9�11 des R�merbriefes des Paulus v�llig ablehnte und diese �berhaupt nicht mehr verstanden oder ernst genommen wurden, zum Beispiel wie das gemeint ist mit den Wurzeln und Zweigen. Das ist in gro�en Teilen der Kirche aus der Theologie weitgehend ausgeblendet worden bis in unsere Zeit hinein � Stichwort "Ersatztheologie".

Die zweite Konsequenz ist, da� in diesem Vakuum, das dadurch entstanden ist, zwei Einfl�sse sehr gro�en Raum bekommen haben. Das eine sind heidnische Einfl�sse, Mysterienreligionen usw. Alles, was sich an Sakramentalismus, Zeremonien, Heiligen- und Reliquienverehrung manifestiert hat, fu�t, wenn man dem nachgeht, auf heidnischen Br�uchen, die Eingang in die Kirche gefunden haben. Das zweite ist ein starker griechischer Einflu�, gerade durch Origines und anderes Griechisches Denken, griechische Philosophie, griechische Begrifflichkeit, mit der Konsequenz einer christlichen Theologie auf der Basis griechischer Denkmodelle. All das ist in dieser Zeit in die Fundamente der Kirche hineingekommen als Konsequenz davon, da� wir uns von unserem j�dischen Erbe losgesagt haben.

Weitere Konsequenzen im Laufe der Kirchengeschichte

Am Anfang stand die theologische Abgrenzung und die �berheblichkeit, die damit verbunden ist. Danach folgte, und zwar in dem Moment, als das Christentum um 380 n. Chr. herum zur Staatsreligion, zur einzig g�ltigen, legitimen Religion im R�mischen Reich erkl�rt wurde, die Diskriminierung der Juden auf gesellschaftlicher Ebene. Sie waren B�rger zweiter Klasse. Eine Apartheid-Politik setzte damals ein bei den r�mischen, christlichen, katholischen Kaisern. Dem folgten etwa im 6. Jahrhundert erste massive lebensbedrohende Ma�nahmen, und zwar in Spanien im Zusammenhang mit den Zwangstaufen. Ich werde dazu gleich etwas vorlesen. Das Ganze f�hrte ab dem fr�hen 5./6. Jahrhundert in allen katholisch beeinflu�ten Gebieten Europas zu einer allgemeinen Stimmung, die den Weg bereitete f�r die Kreuzz�ge, f�r die Massaker, f�r die Pogrome. Die Kreuzz�ge setzten im 11./12. Jahrhundert ein. Die Massenhysterie im Zusammenhang mit den Pest-Epidemien pr�gte das 13./14. Jahrhundert. Die Inquisition fand ihre extremste Auspr�gung vor allem im Spanien des 15./16. Jahrhunderts, nachdem der Islam dort seine gro�e Rolle ausgespielt hatte. Dann drang der Antisemitismus im 17., 18. und 19. Jahrhundert mit gro�er Vehemenz in die Ostregionen Europas ein, nach Polen, in die Ukraine, nach Ru�land usw. �ber Luther kam der Antisemitismus in die protestantische Kirche. Das ersatztheologische Denken ist speziell und vor allem durch ihn in die protestantische Bewegung hineingekommen. Dann machte diese Bewegung auch nicht Halt, als sie sich in Richtung V�lkermord bewegte. Anl�ufe dazu gab es schon im 13. Jahrhundert � den H�hepunkt kennen wir.

Ich m�chte, weil es uns als Christen so besonders betrifft, einige Zitate zum Thema Zwangstaufe vorlesen. Die Juden wurden vor die Wahl gestellt, entweder zu fliehen, wenn ihnen die Obrigkeit noch gn�dig gesonnen war, oder sich zu entscheiden, ob sie mit ihrem Leben bezahlen oder zwangsweise den katholischen Glauben annehmen wollen. Kinder wurden den Eltern entrissen, um sie zu taufen. Furchtbare Trag�dien haben sich abgespielt. Wenn ich das vorlese � ich habe diese Zitate erst vor etwa einem Jahr entdeckt, und zwar in dem Buch von Dr. Michael Brown, der demn�chst in Essen auf der "Awake Europe"-Konferenz einer der Hauptredner sein wird und dessen Buch wir gerade mit MegaMedien zusammen ver�ffentlichen und demn�chst anbieten werden (das Buch steht auch mit auf der B�cherliste). Er hat hier noch viel mehr Zitate zu dem Thema gebracht. Ich w�hle nur ein paar wenige aus.

Da hei�t es in der Literatur, da� folgende Formulierungen den Juden zwangsweise nahegebracht worden sind: "Hiermit widersage ich jedem Ritus und jeder Beobachtung der j�dischen Religion, indem ich all ihre Zeremonien verachte, die ich fr�her gehalten habe. Ich verspreche, nie wieder zur�ckzukehren zu dem Erbrochenen des j�dischen Aberglaubens. Wir werden nichts zu tun haben mit den unter einem Fluch stehenden Juden, die ungetauft bleiben. Wir werden keine Beschneidung am Fleisch praktizieren noch das Passahfest oder den Sabbat oder irgendein anderes Fest feiern, das mit der j�dischen Religion zu tun hat."

Dann geht es weiter: "Wenn man uns dabei antrifft, irgendeine dieser Regeln, die wir jetzt erw�hnt haben, zu brechen, dann soll der, bei dem diese �bertretung gefunden wird, entweder zugrunde gehen durch die Hand eines unserer Kameraden, indem er verbrannt oder gesteinigt wird, oder, falls unser Leben geschont bleiben soll, sollen wir unsere Freiheit verlieren, und wir werden uns mitsamt unserem Besitztum wem auch immer unterordnen in die ewige Sklaverei."

Dann geht es noch weiter: "Wenn ich aber von dem geraden Weg abweiche, so sollen alle Fl�che des Gesetzes auf mich fallen, auf mein Haus und alle meine Kinder, und all die Plagen, die �gypten heimgesucht haben, sollen auf uns kommen. Und wenn ich ankommen werde vor dem Gericht des furchtbaren und herrlichen Richters, unseres Herrn Jesus Christus, m�ge ich zu der Gemeinschaft derer gez�hlt werden, denen der herrliche und schreckliche Richter sagen wird: �Geht weg von mir, ihr �belt�ter, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist.�"

Das war g�ngige Praxis in vielen der europ�ischen, abendl�ndischen Nationen und hat Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende von j�dischen Menschen herausgefordert und entweder zu einer zwangsweisen Assimilation gef�hrt oder zum Selbstmord oder zum Tod durch andere H�nde. Ich denke, es hilft uns zu verstehen, warum es Juden, die dies sehr wohl und sehr nachdr�cklich in ihrer Erinnerung haben, so schwer f�llt, mit dem Wort "Jesus", mit dem Kreuz, mit dem Namen der christlichen Kirche Positives zu verbinden, weil dies �ber Jahrhunderte hinweg das Bild war, von dem sie gepr�gt worden sind. Soweit dazu.

Zur deutschen Schuld ist schon manches gesagt worden. Aber auch hier scheint es mir trotzdem angebracht zu sein, nochmals manches auch mit Zahlen und Daten zu belegen. Ich m�chte gerne aus dem B�chlein, das heute schon erw�hnt worden ist, "Erhebt eure Stimmen", die Passagen zitieren, die unser deutschen Volk und uns als deutsche Kirchen betreffen, weil uns Gott dadurch einen Schl�ssel, in die Hand geben m�chte, was Bu�e und Aufarbeitung betrifft. Der Schl�ssel ist: Wir m�ssen konkret werden. Wir m�ssen pr�zise werden. Es ist eine Sache, zu sagen: "Herr Jesus, bitte vergib die Schuld der Christenheit, vergib die Schuld unseres deutschen Volkes, vergib die Schuld des Holocaust." Es ist eine andere Sache, wenn wir vor Gott kommen und Ihn bitten: "Herr, bitte vergib die Schuld, die in meiner Familie war, bei meinen Vorfahren. Bitte vergib die Schuld, die in meiner Stadt und in meinem Ort geschehen ist" � und wir benennen diese Schuld mit Namen, mit Datum, mit Zahlen und Fakten. Deswegen lege ich Wert darauf, diese Dinge m�glichst konkret und pr�zise zu kommunizieren.

 

 

Ich nenne noch einmal die sieben H�hepunkte des deutschen Antisemitismus:

     

  1. Der erste H�hepunkt waren die Kreuzz�ge vor etwa 900 Jahren. Nach einer Zeit relativer Ruhe und Sicherheit brach urpl�tzlich eine Verfolgung aus durch den von den Kreuzfahrern angef�hrten, aufgestachelten Mob. Die Bilanz: Zwischen Januar und Juli 1096 kamen allein in diesen paar Monaten vorwiegend in Deutschland etwa 10 000 Juden ums Leben � �ber ein Viertel der gesamten j�dischen Bev�lkerung in Deutschland und Nordfrankreich zu dieser Zeit. Betroffene St�dte waren Speyer, Worms, Mainz, K�ln, Trier und andere. Und das l�ste Angst und Terror unter den Juden in Deutschland aus.

     

     

  2. Der zweite H�hepunkt: 1171 wurde behauptet, Juden w�rden christliche Kinder umbringen, um ihr Blut f�r rituelle Zwecke zu gebrauchen. Es folgte eine Massenhysterie, die ebenfalls in Frankreich begann und dann sehr schnell nach Deutschland �bersprang und da ihren H�hepunkt entfaltete. In Erfurt, Colmar, Krems, Magdeburg, Wei�enburg, auch Paris, Bern, W�rzburg und Posen, in Prag, Trient, Boppard, Budweis und vielen anderen Orten starben Tausende von Juden aufgrund dieser Hysterie.

     

     

  3. Der dritte H�hepunkt: 1298 die sogenannte Bewegung der Judenschl�chter in Deutschland und �sterreich. In diesem Jahr verbreitete sich in der Stadt Rottingen ein Ger�cht, da� Juden eine Hostie entweiht h�tten. �brigens Historiker haben dies nachgepr�ft: Kein einziges dieser Ger�chte hat sich best�tigt. Ein Adliger namens Rindfleisch hetzte daraufhin den Mob gegen die gesamte Judenschaft in S�ddeutschland und �sterreich auf. Dieser jagte die Juden, verbrannte und ermordete sie auf bestialische Weise. Die Bilanz: Ca. 140 j�dische Gemeinden wurden total vernichtet, etwa 100 000 Opfer waren damals zu beklagen. Einige Historiker bezeichnen diese Ereignisse als den ersten Versuch des kollektiven V�lkermords an Juden in unserer Zeitrechnung in einer gewissen Region.

     

     

  4. Der vierte H�hepunkt: die schwarze Pest. Auf diese Seite haben uns die Marienschwestern in den letzten Jahren sehr deutlich aufmerksam gemacht. Die Juden wurden als Brunnenvergifter f�r den schwarzen Tod in den Jahren 1347�50 verantwortlich gemacht. Insgesamt wurden �ber 200 j�dische Gemeinden ausgel�scht. Es gab Zehntausende von Opfern, die mit ihrem Leben bezahlt haben.

     

     

  5. Den f�nften H�hepunkt m�chte ich auch noch einmal nennen. Er ist mit dem Namen Luther in Verbindung zu bringen, mit seinen �ber Jahre gehenden ha�erf�llten Predigten gegen die Juden und seinen beiden Schriften, die er ver�ffentlicht hat. Und in einer dieser Schriften hei�t es unter anderem �, und hier findet sich die Sprache von Chrysostomos wieder, bereichert um all die L�gen und Verleumdungen des Mittelalters �: "Juden sind Brunnenvergifter, rituelle M�rder, Wucherer, Parasiten der christlichen Gesellschaft. Sie sind schlimmer als Teufel, und es ist schwerer, sie zu bekehren als Satan selbst. Sie sind zur H�lle verdammt. Sie sind in Wahrheit der Antichristus. Ihre Synagogen sollen zerst�rt und ihre B�cher verboten werden. Sie sollen gezwungen werden, mit ihren H�nden zu arbeiten � oder besser noch: Sie sollen von den F�rsten aus ihren Gebieten verjagt werden."

     

Diese Worte sind nicht wirkungslos verhallt, weder damals noch im 20. Jahrhundert. Damals haben viele F�rsten in W�rttemberg und anderen Regionen diese Worte ernst genommen und ihr F�rstentum judenfrei gemacht, die Juden vertrieben, Eigentum konfisziert, Synagogen verbrannt oder gesch�ndet oder umfunktionert f�r andere Zwecke. Und ich teile Rudi Pinkes Einstellung zu den Kirchenv�tern und auch zu Luther, da� man hier sehr wohl differenzieren mu� und unterscheiden mu� zwischen dem, was von Gott kam durch diese M�nner und was bei weitem nicht von Gott kam. Es gibt Dinge, da habe ich hohen Respekt vor M�nnern wie Luther, Augustinus und anderen. Aber an diesem Punkt m�ssen wir leider diese deutliche Sprache reden und die Dinge beim Namen nennen, damit wir von der finsteren Seite unserer Kirchen und unseres Volkes wirklich Entlastung bekommen im Herrn. Das geht nicht anders als �ber den Weg des Bekenntnisses und des offenen Gedenkens.

     

  1. Der sechste H�hepunkt � und ich denke, es ist wichtig, diese Epoche auch noch mit in den Blick zu bekommen, auch hinsichtlich des Dritten Reichs � ist der sogenannte aufgekl�rte Antisemitismus in Deutschland. Dieser Deckmantel ist heute noch sehr lebendig � der kirchliche nicht mehr so stark, aber der aufgekl�rte schon noch. All diese Fakten habe ich aus dem Buch von Flannery entnommen. Er schreibt zum Thema "aufgekl�rter Antisemitismus in Deutschland":

     

"Preu�en war das Schlachtfeld in der Auseinandersetzung zwischen den Juden wie z. B. Mose Mendelsohn, welche die Assimilation anstrebten, und einer Phalanx von Philosophen und antisemitischen Autoren, von denen Schleiermacher, Fichte und � man merke bitte auf � Goethe die bekanntesten waren." � Und deswegen sage ich das hier, weil dieser Mann noch einen so unwahrscheinlichen Einflu� hat auf unser Volk heute. � "In der Tat wird Fichte von vielen als der geistige Urheber des rassistischen Antisemitismus angesehen, der sp�ter ganz Deutschland erfassen sollte. Von diesem Zeitpunkt an wurde Deutschland das konkurrenzlose geistige Zentrum des Antisemitismus und die Quelle eines schier endlosen Stroms antisemitischer B�cher und Traktate."

Das war Ende 18., Anfang 19. Jahrhunderts. Und dieser Strom ergo� sich in zunehmender Breite, Tiefe und Vehemenz bis in das Dritte Reich hinein. Das ist alles nicht von ungef�hr gekommen. Das war kein �berfall aus finsterer Nacht. Das war etwas, was �ber Jahrhunderte und Jahrhunderte hinweg, �ber Generationen hinweg, wie wir es geh�rt haben, als Saat ausgestreut worden ist. Es war ein Wind, der ges�t worden ist, und Sturm wurde geerntet. Saat und Ernte!

Und dies f�hrt uns zum siebten H�hepunkt: Hitler und der Holocaust. Davon haben wir heute schon einiges geh�rt, und diese Dinge sind auch eher bekannt, weshalb ich nicht weiter darauf eingehen m�chte.

 

Konsequenzen des Antisemitsmus in Deutschland

Das Fazit ist, wie schon gesagt wurde: Keine andere Nation, kein anderes Volk in der Menschheitsgeschichte blickt auf eine derartige Geschichte des Antisemitismus zur�ck, wie das deutsche Volk. F�r mich ergeben sich daraus mindestens drei Konsequenzen; die ich ganz kurz aussprechen m�chte.

Erstens: Aufgrund dieser Historie und Biographie unseres Volkes gibt es zahlreiche massive Bindungen auf pers�nlicher und famili�rer Ebene � Bruder Christoph H�selbarth hat sehr eingehend davon gesprochen.

Zweitens: Dieses finsterste Kapitel der Kirchengeschichte �berhaupt hat ihren Geburtsort, ihren N�hrboden und ihre schlimmsten Auswirkungen im sogenannten christlichen Abendland. Und genau dies ist das st�rkste Hindernis f�r eine Erweckung in Europa. Es gibt nichts von vergleichbarer Heftigkeit, d�monischer Kraft und zeitlicher Dauer.

Drittens: Wenn wir diese Dinge nicht aus der Gnade Gottes heraus ans Licht und geistlich in Ordnung bringen k�nnen, soweit der Herr uns dazu Gnade gibt; wenn wir uns dessen nicht annehmen, redlich damit umgehen, so gut es uns der Herr m�glich macht und schenkt, dann ist unser deutsches Volk in Zukunft in allergr��ter Gefahr. In Gefahr im Sinne von Matth�us 25, im Sinne von Joel 4, im Sinne von Sacharja 12, im Sinne dieses Tals der Entscheidung, auf das wir zugehen; im Sinne des Endgerichts �ber die Nationen � in allergr��ter Gefahr! Es ist eine Schicksalsfrage f�r unser Volk und f�r unsere Nation, uns dieser Geschichte zu stellen. Wir sind eine Priesterschaft, die von Gott hier zusammengerufen worden ist aus verschiedenen Generationen und Hintergr�nden, um vor Gott ein Zeichen zu setzen und, wenn Gott Gnade gibt, in eine neue Entwicklung, in eine neue Dimension hineinzutreten. Dazu erbitte ich Gnade von Gott f�r dieses Wochenende. Ich bin dankbar f�r alles, was der Geist Gottes gewirkt hat in diesen letzten 50, 55 Jahren auf der politischen und gesellschaftlichen Ebene, auf der kirchlichen Ebene. Wir d�rfen nichts gering achten und nichts von dem �bersehen, was schon gemacht worden ist. Aber es ist bei weitem noch nicht abgeschlossen. Nein, in einem gewissen Sinn ist es erst ein Anfang, ein Vorlauf gewesen zu dem, was noch n�tig ist.

Soweit die R�ckschau. Vieles kann nur angerissen und angedeutet werden. Aber ich denke, im Zusammenspiel mit dem, was schon gesagt worden ist, macht es uns die Dimensionen deutlich, mit denen wir es zu tun haben als Christenheit und als Christen � und als Deutsche insbesondere, als Christen in Deutschland.

 

Wo stehen wir in Deutschland heute?

Auch drei Aspekte, in aller K�rze nur angerissen.

     

  1. Erstens. Der Geist des Antisemitismus ist in Deutschland nicht sanft entschlafen, wie viele Leute meinen, sondern im Untergrund � und mehr und mehr wieder an die Oberfl�che kommend! � so m�chtig und so wirksam wie eh und je. Diesem Drachen ist der Kopf noch nicht abgehauen worden, sondern er lebt und wirkt in unserem Volk und �ber unserem Volk noch mit gro�er Kraft und Macht. Ignatz Bubis hat gegen Ende seines Lebens, als er all seine jahrzehntelang gen�hrten Hoffnungen auf die Normalisierung zwischen Deutschen und Juden ein St�ck weit zu Grabe tragen mu�te, viele Dinge anders gesagt als �ber lange Zeit seines Lebens zuvor. Eines von den Dingen, die er gesagt hat, ist: In der deutschen Intelligenz ist seiner Einsch�tzung nach noch etwa ein Drittel latent oder offensichtlich antisemitisch eingestellt. Und das zweite, was wir jetzt in unseren Tagen deutlich sehen ist, da� der Rechtsradikalismus und die Duldung desselben, die mehr oder weniger offensichtliche Akzeptanz desselben, nach wie vor eine sehr gro�e Macht in unserem Volk darstellt. Und man k�nnte weitere Punkte auff�hren.

     

     

  2. Zweitens � das ist auch schon angesprochen worden, und ich halte es f�r sehr wichtig: Wie wir alle �berzeugt sind, die wir hier f�r dieses Wochenende Verantwortung tragen, ist noch immer nicht auf national bedeutsame und relevante Weise Bu�e getan worden �ber die Schuld des Dritten Reiches, und der vorausgegangenen Jahrhunderte des Antisemitismus. Es ist von einzelnen Bu�e getan worden. Aber es ist noch keine Bu�e geschehen oder aufgebrochen, die eine Dimension erreicht hat, die von nationaler Relevanz ist, die das Seelenbefinden unseres Volkes tief ver�ndert und zurechtgebracht hat. Auf diese Ebene ist die Bu�e in Deutschland bis heute noch nicht gekommen. Jemand hat dies in ganz pr�ziser Weise zum Ausdruck gebracht, und dieser Mann ist heute schon erw�hnt worden, n�mlich Elie Wiesel. Und auch die Gelegenheit, zu der er das gesagt hat, ist heute schon erw�hnt worden, n�mlich seine Ansprache vor dem Deutschen Bundestag am 27. Januar dieses Jahres. Da hat er unter vielen anderen sehr wichtigen Dingen folgendes gesagt. "Nach dem Krieg", sagte dieser Mann unseren Volksvertretern, "erwarteten einige von uns von einem besiegten und gedem�tigten Deutschland eine kraftvollere Botschaft der Reue und Zerknirschung, die dem moralischen Anspruch gem�� w�re; es war aber eher nur eine politische. Doch dann, seit Konrad Adenauers Zeiten, sind Sie eine Demokratie geworden, die w�rdig war, ihren Platz in der V�lkerfamilie einzunehmen. Ja, sie haben Israel politisch, wirtschaftlich und strategisch konsequent unterst�tzt. Ihre finanziellen Wiedergutmachungsleistungen an die Opfer, vor allem die j�dischen, und das, was sie f�r die Zwangsarbeiter nun als Gesetzesentwurf vorsehen, ist positiv. Aber vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt gekommen f�r eine Geste, die weltweites Echo f�nde."

     

Der Deutsche Bundestag mu� sich hier mit Recht von einem Holocaust�berlebenden erstens sagen lassen: Wir haben damals auf eine Botschaft gewartet, die auf einer tieferen Ebene war als die Botschaften, die zu uns gekommen sind. Es wurde viel rationalisiert, viel analysiert, viel erkl�rt, auch entschuldigt hier und dort, aber mit dem Beigeschmack des verlorenen Ersten Weltkriegs, der hohen Arbeitslosigkeit und der Weimarer Republik, die nicht richtig funktioniert hat � mit Entschuldigungen als Hintert�r; mal mehr, mal weniger, aber doch in pr�gender, in massiv �ffentlich wirksamer Weise. � Das zweite, was dieser Mann uns sagt, ist: "Wir warten auf diese Botschaft der Reue und der Zerknirschung bis heute." Und er spricht hier eine gro�e Wahrheit aus. Ich glaube pers�nlich, Gott m�chte unserem Volk, von der einfachen Bev�lkerung angefangen bis in die politische Spitze, bis in die Medien hinein, noch einmal eine Chance geben zu einer Bu�e, zu einer Zerbrochenheit, zu einer Betroffenheit zu kommen, die wirklich von nationaler Relevanz ist und die die seelische Befindlichkeit unseres Volkes nicht nur ankratzt, sondern tief ber�hrt und ver�ndert. Aber ob dies passieren kann, ist in allererster Linie eine Anfrage an den lebendigen Leib Jesu � an uns. Wir haben von Gott das Mandat und die Verantwortung in unseren Scho� gelegt bekommen, und er fragt uns, ob wir bereit sind, uns als Priesterschaft und als prophetisches Volk diesem Anspruch zu stellen und f�r unser Volk in den Ri� zu treten oder nicht. Wenn wir nicht in diese Betroffenheit und Zerbrochenheit hineinfinden als Menschen, die vom Geist Gottes und vom Geist Jesu und vom Wort Gottes inspiriert und erf�llt sind, wie k�nnen wir es von irgend jemand anderem erwarten, liebe Geschwister? Dazu haben wir nicht das Recht. Nur da, wo wir prophetisch vorausgehen und priesterlich in den Ri� treten, kann Gott den Raum in der unsichtbaren Welt dahingehend ver�ndern, da� etwas von uns �berschwappt in die s�kulare Welt hinein, in die Gesellschaft hinein, die letztendlich dringend auf diese Freisetzung wartet und sich auf ihre Weise zunehmend und mit zunehmender Ernsthaftigkeit mit diesen Themen befa�t. Aber dieses Erl�sende, dieses Freisetzende mu� vom Leib Jesu ausgehen. Von wem soll es denn sonst ausgehen?

     

  1. Und drittens: Ich glaube mit meinen Br�dern und Schwestern hier, Gottes Gnadenangebot �ber Deutschland ist noch immer g�ltig. Er hat bis zu diesem Tag nach meinem Daf�rhalten und nach unserem Daf�rhalten Seine Hand noch nicht zur�ckgezogen, obwohl Er schon lang jedes Recht dazu gehabt h�tte. Es ist erstaunlich, die unerme�liche Geduld Gottes anzusehen. Es gibt Zeichen der Hoffnung, immer mehr Zeichen der Hoffnung, da� Gott sich danach sehnt und durch das Wirken Seines Heiligen Geistes danach dr�ngt, da� hier in unserem Land, in unserem Volk und angefangen im Leib Jesu etwas durchbricht, was darauf wartet, durchzubrechen. In der Gesellschaft die Diskussion �ber das Thema Aufarbeitung � Holocaust-Gedenkst�tten, viele Gedenkst�tten da und dort, am Obersalzberg, in N�rnberg, auf regionaler und lokaler Basis � Gedenktafeln werden errichtet. Es ist eine Bewegung in der Gesellschaft in Gang zu diesem Thema. Dann das andere, was mit der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen Diskussion aufgebrochen ist in den letzten paar Jahren: das Nazi-Gold, das "braune" Gold � jetzt die Zwangsarbeiter-Entsch�digung. Ich frage Sie, die diese Entwicklungen aufmerksam beobachtet haben �ber die letzten 30 Jahre vielleicht: Wer h�tte in den 70er und Anfang der 80er Jahre gedacht, da� so etwas noch kommt? Wer h�tte das vermutet, da� wir noch einmal aus der Lethargie aufwachen? Und unser Volk ist zumindest ansatzweise, aber doch beachtlich dabei, sich in der n�chsten Generation mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Das ist ein Zeichen der Gnade Gottes. Und parallel dazu, w�rde ich sagen, sind ganz �hnliche Dinge im Leib Jesus feststellbar; auch nicht von Anfang an, nicht in den 50er und 60er und 70er Jahren. In der evangelischen Kirche fing es im gro�en Stil erst Anfang der 80er Jahre an � in der rheinisch-westf�lischen Kirche 1982 �, da� ein Synodalbeschlu� gefa�t wurde, der sich ganz bewu�t losgesagt hat von der antij�dischen Theologie, von der Ersatztheologie und sich ganz bewu�t R�mer 9�11 zugewandt hat. Eine Landeskirche, eine Landessynode nach der anderen schlo� sich dieser theologischen Entwicklung an. Auch da ist noch manches, was man sich w�nscht. Aber da ist zumindest theologisch weitaus mehr passiert als in den meisten Freikirchen. Auch das mu� einmal gew�rdigt werden. Es sind Dinge am Passieren, erst in der letzten Zeit, und es nimmt zu und es w�chst � eine Offenheit, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen. Aber damit es wirklich durchdringen kann, ist der Leib Jesu mehr als jeder andere gefragt, seine prophetische und priesterliche Rolle wahrzunehmen. Der Heilige Geist br�tet �ber Deutschland � eine ausgestreckte Hand Gottes � ein Gnadenangebot. Die Frage ist, wie reagieren wir als lebendiger, wiedergeborener, vom Heiligen Geist erweckter Leib Jesu?

     

 

Zielsetzung und Merkmale der Gebets- Bu�- und Aufarbeitungsbewegung

Ich m�chte schlie�en mit einigen Gedanken zu der Frage: Was ist f�r uns hier und jetzt und heute dran? Ein St�ck weit sind es Gedanken, die schon ausgesprochen worden sind; aber ich m�chte sie gerne noch einmal zuspitzen d�rfen. Ich empfinde, da� Gott in unserem Land eine Bewegung freisetzen m�chte, und Er ist in den letzten vier Jahren dabei, sie freizusetzen � mit zunehmender Intensit�t in den letzten ein bis zwei Jahren. Ich nenne das in meinen Worten eine Gebets-, Bu�- und Aufarbeitungsbewegung. Diese Elemente greifen ineinander. Ich bin sehr dankbar. F�r mich haben die Marienschwestern eine Vorreiterrolle wahrgenommen durch Schwester Pista und die ganze Marienschwesternschaft, die angefangen haben, die weltweite Christenheit zur Bu�e zu rufen �ber diese fast 2000j�hrige Geschichte, angefangen auf dem Laubh�ttenfest in Jerusalem, Oktober 97. Das war vor drei Jahren und ist in vielerlei Weise und in vielen L�ndern und an vielen Orten aufgegriffen worden. Preist den Herrn!

Wir sind jetzt dabei, aus der neueren charismatischen Bewegung heraus durch Br�der wie John Mulinde und jetzt durch Leute wie Dr. Michael Brown (durch sein neuestes Buch) und auf andere Weise � durch verschiedene Leute von au�en her � auch hingef�hrt zu werden auf die Zusammenh�nge zwischen dieser Form von Schuld und dem Ausbleiben von Erweckung. Eine Gebetsbewegung f�ngt an zu greifen im Land. Das W�chtergebet z�hlt mit dazu. Ich z�hle unsere Israel-Gebetsbewegung dazu, die Konferenzen im M�rz mit 500 bis 600 Leuten f�r 3, 4 Tage, die Gebets-Halbn�chte � wir waren jetzt in T�bingen Ende Juli zusammen mit �ber 200 Leuten in der T�binger Offensiven Stadtmission. Dort begegneten sich Israel-Bewegungen und -Freunde, zum Teil mit jahrzehntelangen Anmarschwegen, mit den frischen geistlichen Aufbr�chen aus den letzten Jahren, genauso wie sich hier an diesem Wochenende verschiedene Bewegungen begegnen. Das ist die Gnade Gottes! Das ist in dieser Weise vorher noch nicht passiert. Die verschiedenen Gebetsbewegungen, die Gott anregt und aufbrechen l��t, m�ssen sich verbr�dern, eine gemeinsame Schau f�r das gro�e Ganze bekommen und dann jeder in seiner Salbung, in seiner Historie seinen Teil tun, aber in Respekt und Hochachtung und konstruktiver Zusammenarbeit mit den anderen.

Dann aus dem Gebet heraus eine Bewegung der Aufarbeitung. Was mit den Pest-Gottesdiensten geschehen ist, das ist eine Strategie und eine M�glichkeit, und ich preise den Herrn daf�r. Aber Gott will noch Dutzende verschiedener Strategien und M�glichkeiten freisetzen, wie diese Aufarbeitung konkret werden kann und in unsere Gemeinden, in unsere Orte und St�dte hineinfinden und geistlich wirksam werden kann. Das sehe ich kommen, und das sehe ich aufbrechen, und ich m�chte es gerne auch so benennen. Die Gebetsbewegung zum Thema Israel und zum Thema Erweckung f�r Deutschland ist der Rahmen, ist der Mantel der Autorit�t, in den eingebettet diese Aufarbeitungsbewegung ihren Platz finden und ihren Dienst tun mu�. Es ist ja hier bei den Marienschwestern genauso passiert. Die Gebetsbewegung dieser Schwesternschaft, die Andachten, die Liturgien, die w�chentlichen und sonstigen Gebetstreffen � das ist der N�hrboden von all dem, was dann an Ausdruck von Vers�hnung, von Bu�e, von Auss�hnung hier gewachsen ist �ber die Jahrzehnte. Und Gott ist dabei, noch einmal etwas Neues auf eine frische Weise in einer n�chsten Etappe hier freizusetzen. In diesem Rahmen, unter dem Stichwort des Gebets, der F�rbitte, der Gebetslast und der Gebetsbewegung f�r Deutschland und f�r Israel m�chte ich sieben Aspekte nennen, wie die Aufarbeitungs- und Bu�bewegung konkret werden kann. Ich kann nicht lange bei jedem Punkt verweilen, sondern m�chte relativ z�gig durchgehen. Und manches wiederhole ich. Aber ich denke, es schadet nicht.

     

  1. Das erste der sieben Merkmale oder Kennzeichen dieser Aufarbeitungsbewegung als Teil der Gebetsbewegung, die ich f�r unser Land sehe, ist die pers�nliche Herzensver�nderung, wie uns Christoph H�selbarth und Rudi Pinke so wunderbar nahegebracht haben. Der Schl�ssel zu allem anderen ist, da� wir selbst uns in unserem Herzen von Gott ansprechen lassen, ber�hren lassen, �berf�hren lassen, wo es n�tig ist. Das kann nicht aus dem Kopf heraus kommen. Das kann nicht nur als eine Wahrheit kommen, die wir erkennen und versuchen, anderen �berzust�lpen. Das Ganze wird nur kommen in dem Ma�, wie es auf dem Weg unseres Herzens kommt und durch den Weg unseres Herzens und unserer Existenz, in die Realit�t, in unsere innersten Lebensbez�ge, unserer pers�nlichen Biographie, unserer Familienbiographie, unserer Pr�gungen und Hintergr�nde.

     

     

  2. Ich m�chte dieser Bewegung zusprechen und den Herrn darum bitten, da� Er uns die Gnade dazu gibt � wie auch wunderbar von allen, die vorher gesprochen haben, gesagt worden ist �, da� es eine Bewegung ist, die gekennzeichnet ist von Liebe und Barmherzigkeit. Ich sage das uns Deutschen: Bitte keine militante Bewegung. Bitte keine fanatische Bewegung. Bitte keine Bewegung, die versucht, andere mit Krampf und Gewalt zu �berzeugen, mit einzusteigen. Es soll eine Bewegung sein, die aus einer Zerbrochenheit unserer Herzen herauskommt, eine Zerbrochenheit aus einer echten Betroffenheit und Identifikation heraus, oder aus pers�nlichen Erfahrungen heraus. Wir k�nnen das, was uns so wichtig ist, anderen nur dienend und liebevoll nahebringen. Wir d�rfen niemanden �berfahren oder zwingen zu der Erkenntnis, die wir bekommen haben. Liebe und Barmherzigkeit � das soll das Merkmal dieser Bewegung sein. Und das hei�t, auch Geduld haben mit denen, die vielleicht nicht so schnell mitkommen; Geduld mit uns selbst, wenn wir l�ngere Zeit gebraucht haben. Gnade mu� Raum greifen. Wir k�nnen nicht erwarten, da� Gottes Gnade in unserem Land Raum greift, wenn wir selbst so ungn�dige Leute sind. Das funktioniert nicht.

     

     

  3. Raum f�r biblische Lehre. Alles, was mit dem Thema Aufarbeitung, Bu�e, stellvertretender Bu�e oder was auch immer die Begriffe sind, die Gott uns hier gibt oder die wir uns nehmen, diese ganze Bewegung, die Dynamik, die damit verbunden ist, mu� immer wieder und m�glichst von vornherein sehr klar und sorgf�ltig biblisch fundiert werden. Das k�nnen wir heute nicht leisten, weil wir einen anderen Auftrag haben. Dieses Wochenende ist keine Lehrkonferenz, sondern eine Bu�konferenz. Deswegen wird hier nicht so viel gelehrt, sondern zur Bu�e vorbereitet. Aber die biblische Lehre ist enorm wichtig, damit das Ganze nicht in irgendeiner Weise rechts oder links oder wo auch immer abgleitet, abdriftet und entweder religi�s wird oder emotional wird oder fanatisch oder flach. Verk�ndigung und Offenbarung auf der Basis biblischer Lehre sind der Schl�ssel, damit diese Bewegung ein gesundes Fundament bekommt und ihr Ziel erreicht.

     

     

  4. Was ich uns als Viertes mitgeben m�chte � und auch das ist wichtig, vor allen Dingen f�r uns mit charismatischem Hintergrund; das haben die Evangelikalen und kirchlich Gepr�gten besser gelernt als wir �: die sorgf�ltige Recherche. Ich bitte um Zusammenarbeit an dieser Stelle. Prophetische Impulse k�nnen uns den Weg weisen, Intuition und Herzensbewegung k�nnen uns die Richtung zeigen � aber ehe wir an die �ffentlichkeit gehen, ehe wir Dinge auf breiter Basis proklamieren, m�ssen wir sichergehen, da� die Dinge, die wir sagen, Hand und Fu� haben. Und das Recherchieren gilt f�r beide Seiten: einerseits f�r die Seite der Schuld, die vorgefallen ist � aber bitte, liebe Geschwister, gleichzeitig genauso sorgf�ltig f�r die Seite: Was ist schon an Aufarbeitung und Vers�hnung passiert? Wir d�rfen zum Beispiel nicht davon ausgehen oder als freikirchliche Leute, die jetzt dieses Herz f�r Israel entdecken, so tun, als h�tten die gro�en Kirchen sich nie mit dem Thema auseinandergesetzt. Das stimmt einfach nicht. Der lutherische Weltbund hat sich auseinandergesetzt mit Luthers Antisemitismus. Ob sie zum Ziel gekommen sind mit der Auseinandersetzung, ist ein anderes Thema. Die Synoden und die Landeskirchen haben sich auseinandergesetzt. Ob sie damit schon fertig sind, ist ein anderes Thema. Aber wir d�rfen nicht so tun, als w�re hier nichts gewesen � und umgekehrt auch. Und wenn wir an die Orte, an die St�dte denken. Ehe wir gro� zur Bu�e aufrufen und B�rgermeister und Christen oder Abgeordnete oder sonst jemanden anschreiben, m�ssen wir, liebe Freunde, erst einmal recherchieren: Was ist auf den Ebenen, die wir ansprechen und zur Bu�e rufen, etwa schon passiert? Manchmal, so werden wir feststellen, ist eine ganze Menge passiert. Dann werden wir klar definieren k�nnen, welche L�cken noch offen sind. F�r die wird uns Gott einen Auftrag geben, da� wir uns darum bem�hen. Aber nicht oberfl�chlich, nicht pauschal, nicht blau�ugig bittesch�n. Gut recherchieren und an dem Punkt der Recherche bitte auch zusammenarbeiten mit Historikern, mit Archivaren, mit Gesellschaften und Gruppierungen, die sich auf ihrer Ebene lange mit dem Thema besch�ftigt haben, auf der gesellschaftlichen oder der historischen Ebene. Wenn wir hier geistlich pr�zise werden wollen, auch im geistlichen Kampf, und nicht mit der Faust in die Luft schlagen, ohne zu wissen, wohin wir zielen, dann m�ssen wir hier sehr sorgf�ltig sein. Es ist genauso wie in der Seelsorge: Wenn wir nur Larifari machen und ganz allgemein Wischiwaschi seelsorgerliche Fragen ansprechen, dann wird auch das Ergebnis Larifari und Wischiwaschi sein.

     

Je pr�ziser, konkreter und begr�ndeter wir mit diesen Themen umgehen, um so st�rker wird das Ergebnis sein. Sorgf�ltige Recherche, Konkretion � ich wiederhole es und werde nicht m�de, es zu wiederholen �, Konkretion und Pr�zision sind bei diesem Thema entscheidend. Was ist in meiner Familie geschehen? Soweit Gott Gnade gibt, dar�ber zu sprechen, la�t uns versuchen herauszufinden, was passiert ist. Was ist in meiner Ortschaft und in meiner Stadt geschehen? Die Marienschwestern, die meisten von euch kennen das, haben recherchiert und festgestellt, da� zwischen dem 11. und dem 16. Jahrhundert an 388 deutschen Orten � ein paar wenige St�dte habe ich vorhin genannt � �ber 591 Pogrome stattgefunden haben. Und liebe Freunde, jetzt die Frage: An wie vielen dieser 388 Orte ist jemals schon in angemessener Weise Bu�e getan worden, ist dies ans Licht gebracht worden, ist es �ffentlich als Fehlverhalten vor Gott und vor Menschen genannt worden? Es gibt welche, vielleicht zwei, drei Dutzend, w�rde ich sch�tzen. Ich habe jetzt nicht sorgf�ltig recherchiert; es ist eine Vermutung anhand einiger Informationen, die ich habe. Aber gewi� ist, da� der weitaus gr��ere Teil sich dieser Geschichte noch nicht angemessen gestellt hat.

Was ist denn eigentlich in meiner Ortsgemeinde geschehen? Das ist eine sehr sensible Frage � eine Frage, bei der ich darum bitten m�chte, nicht kreuzfahrerisch, sondern sehr sensibel damit umzugehen. Aber trotzdem mu� die Frage gestellt werden und ich glaube, da� der Heilige Geist sie stellt: Was ist in meiner Ortsgemeinde geschehen? Wie hat sie sich zwischen 1933 und 1945 verhalten und in der Zeit davor und danach? Was ist in der Gemeinde Jesu in meiner Stadt gelaufen w�hrend dieser Zeit? Wie haben sie sich verhalten zu den Pogromen in der Vergangenheit? � zur Naziverfolgung? � zur Reichs-Pogromnacht? � zu den Transporten � zu den Sammlungen? � zu den Verschleppungen? Ich m�chte hier versuchen, auch nicht einen einzigen Moment mit einem Schatten von Anklage oder Verdammnis r�berzukommen. Ich identifiziere mich genau mit dem, was Rudi Pinke gesagt hat: Wer wei�, wo ich gewesen w�re in der Zeit? Und wenn ich irgend etwas habe an Offenbarung und Erkenntnis, wieviel es auch sein mag und wieviel es auch wert sein mag, das ist nur Gnade. Ich kann mich �ber niemanden erheben. Und niemand von uns sollte sich bitte �ber irgend jemanden erheben. Und doch, in aller Sanftmut gefragt und gesagt, mu� letztlich die Frage aufbrechen in unseren �rtlichen Bez�gen, in unseren Gemeinden: Wie haben wir uns denn verhalten?

Ich bin in der Kommunikation mit dem M�hlheimer Verband, mit der Evangelischen Allianz zu diesen Fragen noch nicht sehr weit vorgedrungen, aber es findet zumindest ansatzweise ein Gespr�ch statt zu dem Thema. Und das Ma� an Aufarbeitung ist sehr anf�nglich, sehr ansatzweise. Das ist ein Thema, das ist sch�tzungsweise zu 90 bis 95% noch unbearbeitet. Aber bitte, la�t uns jetzt nicht als die Kreuzritter vom Land Kanaan kommen und unsere Gemeinden �berfallen! La�t uns das als F�rbitter und Priester aufnehmen und sensibel sein auch dahingehend, mit Ihm zu gehen, wenn der Heilige Geist sich in dieser Richtung zu bewegen anf�ngt � und daf�r zu beten, da� Er sich bewegt.

Einen Punkt habe ich vergessen, der auch sehr wichtig ist: La�t uns auch an unsere sozialen und beruflichen Bez�ge denken. Die Zwangsarbeiter-Entsch�digung bringt das Thema stark hoch f�r die Industrie. Aber es ist zu fragen und zu recherchieren: Was ist im Bereich der �rzteschaft an Aufarbeitung passiert? Was ist im Bereich der Lehrerschaft und des Erziehungswesens an Aufarbeitung passiert? Was ist im Bereich der Sozialdienste an Aufarbeitung passiert? Was ist im Bereich � man kann jeden Berufsstand nennen, den man will � passiert? Die Handwerkerschaft ist stark betroffen durch das St�ndewesen im Mittelalter � aber es gibt wohl kaum eine Berufsgruppe mit Tradition, die hier nicht auch etwas aufzuarbeiten h�tte. Jeder kann in seinem Beruf, in seinem beruflichen Umfeld anfangen, daf�r zu beten, da� Gott hier etwas anf�ngt und das, was jetzt in der Industrie aufgebrochen ist, auch in verschiedenen anderen Bereichen und sozialen Bez�gen aufzubrechen beginnt. Es geh�rt mit dazu, und da hat fast jeder Christ, der einen Beruf aus�bt, wenn er nicht selbst�ndig ist, die M�glichkeit, zumindest als F�rbitter und Priester zu Gott zu rufen und vielleicht auch einmal nachzuforschen, wenn Gott es ihm ins Herz gibt.

5. La�t uns, wie es uns die Marienschwestern vorgemacht haben, von Gott geistliche, g�ttliche Strategien und Vorgehensweisen erbitten zu diesem Thema "Aufarbeitung". Ich denke, da� der Geist Gottes hier eine gro�e Vielfalt und Kreativit�t unter uns freisetzen m�chte. F�r die Charismatiker, die meine Sprache verstehen, m�chte ich sagen: eine apostolische Dimension freisetzen in dieser ganzen Geschichte. Wir d�rfen nicht kleinkariert und dilettantisch und quietistisch mit dieser Sache umgehen. Wir m�ssen vor allen Dingen uns als Israelfreunde und Leute mit einem Herzen f�r Israel von Gott zusammenf�hren lassen, wie das an diesem Wochenende hier geschieht. Niemand mu� sich alleine abm�hen und kann hier das Ziel erreichen. Nur wo Gott uns zusammenf�hrt, ich sage so gerne, wo Gott uns "vernetzt", wo Gott den Leib baut und zusammenf�gt in den verschiedenen �mtern und Gaben und Berufungen und Talenten und Charismen, da wird eine Qualit�t und eine Kraft freigesetzt, die wir brauchen, damit wir aus dem Thema des spionagehaften Vorarbeitens � 10, 12 Spione � in das Thema der Eroberung des neuen Landes � also ein ganzes Volk, eine geschlossene Mannschaft � hineinwachsen. Die ganzen letzten Jahre haben Spionagearbeit, haben Vorarbeit geleistet. Aber Gott m�chte etwas Neues. Er m�chte uns auf eine andere Ebene bringen. Und das braucht diese Mentalit�ts�nderung in uns allen, da� wir uns aus den verborgenen und versteckten Ecken hinausf�hren lassen m�ssen, um zueinander zu kommen � um auch wieder Heilung zu finden zwischen den Israelfreunden und den Ortsgemeinden, wo soviel Not und Leid gelaufen ist in den letzten 20 Jahren � um wieder in eine Einheit zu kommen zwischen den Israelwerken und den anderen geistgewirkten Bewegungen unseres Landes � in eine Einheit zu kommen zwischen den Freikirchen und den gro�en Kirchen, da, wo, wir in diesem Thema in Jesus eins sind. Aus dieser Versprengtheit und Einzelg�nger- und Einzelk�mpfermentalit�t wollen wir uns herausholen lassen � kreativ werden, kommunikativ werden, kooperativ werden und uns von Gott geistliche Phantasie und Kreativit�t schenken lassen, Strategien und Vorgehensweisen, die nicht militant sind, die nicht menschlich, nicht Fleischeswerke sind, sondern die vom Geist Gottes geboren sind, um uns hier in diese Bewegung der Aufarbeitung hineinzuf�hren, die ja eine gewisse Gr��enordnung und Dimension bekommen mu�, wenn sie national relevant werden will.

6. Den 6. Punkt habe ich aus einem �berflie�enden Herzen heraus schon mit hineingenommen, weil da wirklich mein Herz schl�gt. Es schl�gt f�r den Leib Jesu, gerade auch in Bezug auf Israel. Das eine sind die Strategien und Vorgehensweisen, die geistliche Kreativit�t. Und das sechste ist dann tats�chlich das Thema Zusammenarbeit. Das ist f�r mich so kostbar an diesem Wochenende, da� sich das hier schon demonstriert. Und ich glaube, gerade an dieser Stelle werden hier Zeichen von allergr��ter Bedeutung gesetzt.

7. Der 7. Punkt ist mit Abstand nicht letztens, sondern ganz, ganz zentral und wichtig, wie auch schon angesprochen heute: Das Merkmal dieser Gebets-Bu�-Aufarbeitungsbewegung mu� mit beinhalten und mu� sein, da� wir auch zu den j�dischen Menschen hingehen, auf sie zugehen, sie ber�hren und ihnen sagen, was unser Herz bewegt � zu dem Zeitpunkt, wann es dran ist, und in der Weise, wie es dran ist, wenn Gott sie vorbereitet hat, es zu empfangen, und uns vorbereitet hat, es zu sagen. Ganz wichtig f�r Bu�e sind die Fr�chte der Bu�e. Und die Fr�chte der Bu�e m�ssen sich zuerst an den Menschen zeigen, denen dieses Unrecht geschehen ist.

Wir m�ssen Israel segnen k�nnen. Wir m�ssen das j�dische Volk segnen k�nnen von ganzem Herzen. Wir m�ssen sie tr�sten k�nnen. Wir m�ssen sie ehren und wertsch�tzen k�nnen aus dem Geist heraus � nicht aufgrund menschlicher Faktoren, sondern aus dem Geist heraus wertsch�tzen, ehren, achten, lieben, tr�sten, st�rken, ermutigen. Und ihnen praktisch helfen in genauso gro�er Vielfalt, in genauso gro�er Kreativit�t der Liebe ihnen praktisch helfen. Und wie Christoph H�selbarth schon gesagt hat: Wir bekommen demn�chst eine Gelegenheit hier vor unsere T�r gestellt von geschichtlich und geistlich einzigartiger Gr��enordnung, wenn in absehbarer Zeit, vielleicht sehr bald, Zehntausende, m�glicherweise Hunderttausende von j�dischen Menschen aus den Ostgebieten an unseren Grenzen stehen und in unser Land wollen. Wenn wir als Gemeinde Jesu und auch auf politischer Seite herausgefordert sind, darauf zu reagieren, tun das die meisten wahrscheinlich mit sehr gro�er �berraschung und mit all den Unsicherheiten und Fragen, die dann aufkommen, auch mit K�mpfen, wie sie in der �ffentlichen Meinung und in der kirchlichen Meinung dann aufbrechen werden. Darauf sollten wir uns vorbereiten, da� wir diese Chance, die Gott unserem Volk gibt, nutzen, um Fr�chte der Bu�e zu zeigen � aber wie gesagt, es braucht einen Vorlauf. Deswegen geh�ren diese Dinge ganz eng zusammen. Aber der 7. Punkt ist und bleibt: Zeichen der Reue, Zeichen der Bu�e, Fr�chte der Bu�e, Zeichen der Wertsch�tzung auf vielf�ltigste Weise in unserer Haltung, in unseren Begegnungen, in unserer Tat zum Ausdruck gebracht.

Diese sieben Merkmale sehe ich und m�chte ich von meiner Seite aus hineinsprechen in diese Bewegung. Und ich m�chte zum Schlu� kommen, indem ich noch einmal die drei Bibelstellen vorlese, die ich anfangs schon vorgelesen habe in der Hoffnung, da� der Geist Gottes diese drei Stellen noch etwas tiefer und konkreter mit Leben f�llt durch das, was gesagt worden ist.

Wenn nun mein Volk, �ber das mein Name genannt ist, sich dem�tigt, da� sie beten und mein Angesicht suchen und sich von den b�sen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her h�ren und ihre S�nden vergeben und ihr Land heilen.

Aber wenn wir sagen, wir haben keine S�nde, so betr�gen wir uns selbst und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere S�nden bekennen, so ist er treu und gerecht, da� er uns die S�nden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.

Denn wo die S�nde m�chtig geworden ist, genau da m�chte sich die Gnade Gottes als um so m�chtiger erweisen. Amen.

Weitere interessante Beitr�ge gibt es auch auf der Website der

Christlichen Freunde Israels e.V., (deutscher Arbeitszweig)

 

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